Ausbau des Frankfurter Flughafens verzögert sich

26.05.2004 07:00 Uhr

Neue Landebahn geht voraussichtlich erst 2009 in Betrieb / Rückschlag für Fraport und Lufthansa

Wiesbaden/Frankfurt. Der Ausbau des Frankfurter Flughafens, eines der größten Verkehrsprojekte in Deutschland, verzögert sich um mindestens zwei Jahre. Das kündigte Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) am Dienstag in Wiesbaden an. Die geplante neue Landebahn geht damit voraussichtlich erst 2009 oder 2010 in Betrieb. Branchenkenner sprechen von einem "erheblichen Rückschlag" für die Betreibergesellschaft Fraport und Lufthansa. Hintergrund sind Probleme mit der Chemiefabrik Ticona nur wenige hundert Meter von der geplanten Landebahn im Nordwesten des Flughafens entfernt. Die vom Chemieunternehmen und Anrainern angerufene Störfallkommission des Bundes hatte deshalb Mitte Februar gegen die Ausbaupläne votiert. Sie stützt sich auf ein Gutachten des TÜV Pfalz, das einmal in 25.000 Jahren einen Flugzeugabsturz auf das Werk mit mehr als 100 Toten und den "Totalverlust" der Produktionsanlage annimmt. Dieses Risiko ist laut Störfallkommission nach internationalen Kriterien nicht hinnehmbar. Mit der neuen Landebahn will die Fraport AG die Zahl der möglichen Starts und Landungen um rund 50 Prozent erhöhen. Im Gegenzug soll mit Inbetriebnahme der Piste ein Nachtflugverbot gelten. Der umstrittene Ausbau des größten Flughafens auf dem europäischen Festland soll mehr als drei Milliarden Euro kosten. Mit der Erweiterung ist die Hoffnung auf mehrere zehntausend neue Jobs – die Fraport spricht sogar von bis zu 100.000 – in der Region verbunden. Luftfahrtexperten sehen nun wegen des Zeitverzugs erhebliche Schwierigkeiten auf Lufthansa und Fraport zukommen. "Die Verzögerung begrenzt die Wachstumsperspektiven im Interkontinentalverkehr der Lufthansa, weil sie nicht bevorzugt das Drehkreuz Frankfurt ausbauen kann", erklärte Dieter Schneiderbauer, Verkehrsexperte der Unternehmensberatung Mercer Management, dem "Handelsblatt". Nach Einschätzung von Fachleuten wird von der späteren Inbetriebnahme in Frankfurt der Münchener Flughafen auf Kosten von Fraport profitieren. "Wir haben natürlich noch Kapazitäten frei", wird ein Sprecher der Münchener Flughafengesellschaft zitiert. (dpa/pad)

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