Am Rande: Lisa, die Stimme aus dem Navigationsgerät

06.05.2008 09:00 Uhr
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In diesem Kästchen steckt die Stimme von "Lisa". (Foto: ddp)

Millionen Männer gehorchen Meina Kentner (42) aufs Wort. Ihr Job: Stimme in einem Navigationssystem. Ein Portrait

Millionen Männer gehorchen Meina Kentner (42) aufs Wort. Versierte Fahrer, die sich früher etwas auf ihre Ortskundigkeit und ihren Orientierungssinn einbildeten, lauschen nun nur noch auf ihre kurzen Befehle: "Biegen Sie rechts ab". Gesagt, getan: Meina Kentner ist Lisa, die deutsche Stimme des Navigationssystems Tomtom. Meina Kentner selbst fährt immer ohne "Navi". "Ich besitze gar keins", sagt sie. "Mir ist es wichtig, dass ich selbst immer die Kontrolle habe, auch beim Autofahren. Und ich würde mir auch nicht gern sagen lassen wollen, wie ich zu fahren habe." Zudem misstraut sie der Technik. Letztes Jahr war sie in Tschechien unterwegs und konnte verfolgen, wie mehrere Autofahrer von ihrem Gerät aufs freie Feld gelotst wurden und dort zu hören bekamen: "Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht." "Die wussten gar nicht mehr, was sie machen sollten." Nur zum Spaß ist sie schon mal unter Anleitung von Lisa Auto gefahren. "Da trickse ich mich dann gern selbst aus. Wenn meine Stimme sagt 'Biegen Sie rechts ab', fahr ich links und gucke, wie lang es dauert, bis das Gerät reagiert." In Amsterdam, wo die gebürtige Kölnerin wohnt, kennt sie alle möglichen Schleichwege, "und da kommt Lisa nicht mit, da weiß ich einfach besser Bescheid". Es ist schon fünf oder sechs Jahre her, seit die professionelle Sprecherin die akustischen Wegweiser aufgenommen hat. Das war eine Sache von wenigen Stunden, der ganze Text umfasste nicht mehr als drei Seiten, denn: "Das sind ja immer dieselben Kommandos, die jeweils neu zusammengesetzt werden." Straßen- oder Ortsnamen werden nicht genannt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme konnte noch niemand voraussehen, dass gerade dieses System mal erfolgreich sein würde. Für Meina Kentner war es ein Auftrag wie zig andere. Vor etwa drei Jahren meldeten sich die ersten Freunde, die ihre Stimme erkannt hatten. Nun ist sie sogar schon bei Günther Jauch in "stern TV" gewesen. "Verrückt, wie ich durch dieses Aufträgelchen nun eine gewisse Bekanntheit erlange." An die Aufnahme damals kann sie sich noch gut erinnern. Das Tonstudio war besonders schön gelegen, in einem Schlösschen auf dem Lande bei Hilversum. Sie weiß auch noch, dass sie sehr auf die Satzmelodie geachtet hat, damit es nicht zu monoton wurde. "Und eine gewisse freundliche Wärme wollte ich ausstrahlen. Ich lebe ja schon seit über zwanzig Jahren in den Niederlanden, und dort klingt Deutsch noch immer sehr autoritär. Wenn die uns nachmachen, dann immer mit "Achtung" und "Jawohl". Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Ich wollte es so sprechen, dass es auch auf langen Strecken noch zu ertragen ist." Viele glauben, dass Lisa nur eine Computerstimme ist. Und wenn sie sich schon einen Menschen dazudenken, dann meist ein blauäugiges, harmloses Blondchen. Doch hinter der nüchternen Stimme verbirgt sich eine interessante Frau mit langen roten Haaren, eine Schauspielerin, die mit 19 Jahren von Köln nach Amsterdam zog, um an der Kleinkunstakademie zu studieren. Zunächst tourte sie durch Holland und Deutschland, später, als sie zwei Kinder bekam, verlegte sie sich aufs Sprechen von Werbespots, die häufig in den Niederlanden produziert werden. Einen Traum hat "Lisa" aber noch: "Was ich schön fände, wäre, wenn jetzt vielleicht auch mal der WDR oder ein anderer deutscher Sender auf mich aufmerksam würde", fährt sie fort. Vielleicht hat sie ja eines Tages Glück. (dpa/stb)

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