VR-Staplertest: Der grüne Malocher

Vor knapp einem Jahr hat der japanische Technologie-Konzern mit den drei roten Diamanten im Emblem den Umstieg zur Ein-Marken Strategie vollzogen. Die Produkte von Mitsubishi Forklift Trucks, Uni-Carriers, Atlet und Nissan sind jetzt in Logisnext unter einer Marke vereint. Der Full-Liner Logisnext verkauft nun sowohl im Direktvertrieb als auch über ein unabhängiges Händlernetz ausschließlich Flurförderzeuge der Marke Mitsubishi Forklift Trucks (MFT). Einer davon ist Kloz Gabelstapler aus Fellbach. Dort hatten wir unseren Test-Parcours aufgebaut. Für den Leistungstest wählten wir einen 48-Volt-Dreirad-E-Stapler aus der EDIA EM-Serie, der aufgrund seiner 360-Grad-Lenkung unser besonderes Interesse weckte. Es gibt ihn in den Gewichtsklassen von 1,4 bis 2,0 Tonnen sowohl mit Blei-Säure als auch mit Lithium-Ionen-Batterie. Produziert wird der Zweitonner FB20ANT im ehemaligen Rocla-Werk im finnischen Järvenpää. Ohne Ecken und Kanten Auf dem Testgelände, unweit von Stuttgart, erwartet uns ein kompakter Dreiradstapler mit gefälligem Design. Das Chassis ist hellgrün und schwarz abgesetzt, ohne "schmerzhafte" Ecken und Kanten, was sich gleich beim Einsteigen angenehm bemerkbar macht. Großzügige Einstieghilfen erleichtern den Aufstieg über eine ausreichend dimensionierte und profilierte Trittstufe (Höhe 40 cm). Noch mehr Abrutsch-Sicherheit würde nach Meinung unserer Testfahrer eine zusätzliche Metallprofil-Trittkante bieten. Ein Grammer-Sitz mit Kunstlederbezug ist Standard. Wer mehr Komfort wünscht, kann aufrüsten. Für einen Dreiradstapler dieser Kategorie ist die Fußraumgröße akzeptabel. Die stufenlos verstellbare Lenksäule der vollelektrischen Lenkung lässt ausreichende Beinfreiheit. Die Armauflage mit den Fingertipphebeln ist über einen Drehmechanismus mit einer Hand verstellbar, leider nur in der Vertikalen. Für kräftige Unterarme sind Länge und Breite etwas zu knapp bemessen. Der Testfahrer bemängelt seitliches Abrutschen. Alle Fahrparameter im Blick Ablagemöglichkeiten für Fahrerutensilien sind vorhanden. Allerdings vermissen wir den obligatorischen Cupholder für eine Getränkeflasche. Über ein Farbdisplay am Cockpit kann der Fahrer in den Dialog mit dem Fahrzeug gehen. Alle wichtigen Fahrparameter sind abrufbar. Ein analoger Schalter ermöglicht den einfachen Wechsel zwischen zwei Fahr-Modi. Die Längs- und Querstreben im Fahrerschutzdach sind transparent abgedeckt und lassen genügend Kopffreiheit. Die Sicht nach oben ist ebenfalls akzeptabel. Wer den Batteriewechsel nicht von der Seite machen will, der hat die Möglichkeit, klassisch mit dem Kran zu arbeiten. Eine Aussparung im Schutzdach lässt sich dazu öffnen. Die seitliche Batterietür ist zwar aus Stahl, aber schwach dimensioniert. Bei Verwendung einer Li-Ionen-Batterie wäre der Crash-Schutz ein Thema. Der Verschließmechanismus ist zuweilen etwas "bockig". Allerdings wird vor der nicht korrekt geschlossenen Tür im Display gewarnt. Pfiffiges Beleuchtungskonzept Schlanke A-und B-Säulen gewähren eine gute Rundumsicht. Leichte Sichteinschränkungen durch den Mittelhubzylinder am Triplex-Mast sind bauartbedingt. Hubketten und Hydraulikschläuche sind nicht komplett aus dem Sichtfeld verschwunden. Eine pfiffige Lösung entdecken wir an den Mastprofilen. Dort sind die beiden LED-Scheinwerfer angebracht. Der Arbeitsbereich vor dem Hubgerüst wird dadurch optimal ausgeleuchtet. Blue-Spots als Warneinrichtung gibt es nach vorne und hinten. Zwei 5,5 kW-AC-Fahrmotoren in der Vorderachse beschleunigen den Stapler auf 16 km/h. Der Dreiradstapler steht eigentlich auf vier Rädern, weil die Lenkachse eine Doppelbereifung hat, was gut für mehr Standsicherheit ist. Beim Drehen auf der Stelle wirken die beiden Antriebsräder gegenläufig. Der Drehpunkt liegt in der Achsmitte. Das Sensitive Drive System (SDS) regelt sanft, je nach Pedaldruck des Fahrers das Anfahren und Bremsen. Ein intelligentes Kurvenkontrollsystem (ICS) erfasst den Kurvenwinkel und reduziert automatisch die Geschwindigkeit für eine stabile und exakte Kurvenfahrt. Durch generatorisches Bremsen und die Reduzierung der Geschwindigkeit behält der Fahrer jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug. Wartungsfreie elektrische Magnetbremsen halten das Fahrzeug automatisch in der Parkposition, wenn der Fahrer absteigt. Die Rampenstoppfunktion verhindert das Zurückrollen auf Steigungen und ermöglicht ein gefahrloses Anfahren an der Rampe. Weniger Ladungsschwankungen Ein Schwingungsminderungssystem dämpft erhöhte Ladungsschwankungen ab zwei Metern Höhe. Ein weiteres nützliches Feature ist die Mastsenkrechtstellung auf Knopfdruck sowie eine Überlastanzeige. Die Hubhydraulik wird von einem AC-Motor mit 10 kW Leistung gespeist. Damit hebt er die Last mit 0,62 m/s. Dynamische Wendemanöver Zum Kennenlernen hat uns der Servicetechniker die 360-Grad-Lenkung per Laptop aktiviert. Der Umgang damit ist gewöhnungsbedürftig und braucht Erfahrung. Unsere Testfahrer hatten sich jedoch schnell mit der Technik angefreundet und erlebten ein sanftes dynamisches Wenden ohne die Stopps einer herkömmlichen 3-Punkt-Wende. Im Testmodus fährt der Stapler mit aufgenommener Last rückwärts, ein paar Umdrehungen am Lenkrad lösen den Fahrtrichtungswechsel aus, ohne dass der Fahrer den Fahrtrichtungsschalter betätigen muss. Der Stapler bleibt immer in Bewegung. Der Wegfall des Stopps spart wertvolle Sekunden beim Palettenumschlag. Gefühlt ist der Stapler bei jeder Wende eine Fahrzeuglänge voraus. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass sich die Fahrt etwas "schwammiger" anfühlt und der Servicetechniker an den richtigen Stellschrauben drehen muss, um die richtige Abstimmung für eine stabile Geradeausfahrt zu finden. Für die Leistungsmessung fahren wir beide Fahr-Modi auf unserer Teststrecke. Die Bedienung des Staplers ist intuitiv. Die Fingertipp-Hebel für die Mastfunktionen reagieren feinfühlig, ebenso die Pedalerie. Präzise macht das Fahrzeug, was von ihm erwartet wird. Die Motoren arbeiten relativ leise. Während unserer Testfahrten in der Halle messen wir Fahrgeräusche von 73 dB(A). Die wenigen ausgemachten Defizite haben keine spürbaren Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Staplers. Im Power-Modus erweist sich der kleine Finne mit japanischen Wurzeln als echter Malocher. Auf die Stunde hochgerechnet transportiert er 121 Paletten. Wendiger Stromer für enge Räume Der wendige Stromer fühlt sich dort am Wohlsten, wo es eng zugeht. Er zeichnet auf der Stelle präzise Pirouetten mit einem Durchmesser von 3,32 m. Der dabei auf dem Boden abgezeichnete Kreidekreis ist exakt geschlossen. Mit aktivierter 360 Grad-Lenkung schafft er sogar den mehrfachen "Rittberger", ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Mit seinen intelligenten Fahrerassistenzsystemen verzeiht der Stapler kleine Fahrfehler. Insgesamt bewerten unsere Profifahrer das Dreirad mit der Gesamtnote 1,9. Die finnischen Diamantenschleifer haben einen guten Job gemacht. Und wenn sie noch die drei etwas blassen Diamanten am Heck des Staplers zum Funkeln bringen, dann wäre das nicht nur ein Marketing-Gag, sondern hätte Warnwestenfunktion. Im Detail: Mitsubishi EDIA EM Das Testfahrzeug Der Elektro-Dreirad-Frontstapler Mitsubishi EDIA EM FB20ANT mit 360-Grad-Lenkung hat eine Tragfähigkeit von 2,0 t bei einem Lastschwerpunkt von 500 mm. Er wird aus einer 48 Volt 625 Ah Blei-Säure-Batterie gespeist. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit Triplex Hubmast mit Freihub-Zylinder und Superelastik Reifen. Der Leistungscheck Be-und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten * Benötigte Zeit:Verbrauchte Energie: Energiekosten:** 31:48 Min.2,69 kW0,43 Euro in einer Stunde Umschlagleistung: Verbrauchte Energie: Energiekosten: 1215,16 kWh0,83 Euro in einer Acht-Stunden-Schicht Umschlagleistung:Energieverbrauch:Energiekosten: 96841,28 kW6,64 Euro EN 16796 Zyklus *** Energieverbrauch: 4,5 kWh/h So funktioniert der Test Der Staplertest besteht aus zwei Teilen. Drei Testfahrer bewerten die Benutzerfreundlichkeit nach einem Notensystem. Untersucht werden 17 Kriterien, die Auswirkungen auf die Umschlagleistung haben. Der dynamische Test auf dem VerkehrsRundschau-Parcours gibt Auskunft über Energieverbrauch und Leistungsvermögen des Staplers. Dazu simulieren wir die Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten. Zum Einsatz kommt ein Prüfgewicht von 800 Kilogramm. Messgeräte am Stapler erfassen den Zeit- und Energieverbrauch.* Umschlag=64 Paletten, Fahrt im Power-Modus ** Strompreis für Industriekunden: 0,16 Euro pro Kilowattstunde, Quelle: Statistisches Bundesamt *** laut Hersteller Technische Daten Kennzeichen Hersteller und Typ: Mitsubishi EDIA EM FB20ANT Antrieb: Elektro; Tragfähigkeit: 2,0 t; Lastschwerpunkt: 500 mm; Eigengewicht: 3342 kg Räder/Fahrwerk Bereifung: Superelastik; Räder, Anzahl vorn/hinten: 2/2, Vorderräder sind angetrieben Abmessungen Höhe Fahrzeug: 2050 mm; Höhe Hubgerüst eingefahren/ausgefahren: 2125/5795 mm; Freihub: 1080 mm; Hubhöhe: 4750 mm; Arbeitsgangbreite Palette quer/längs: 3295/3419 mm Fahrleistungen Fahrgeschwindigkeit mit/ohne Last: 16/16 km/h; Hubgeschwindigkeit mit/ohne Last: 0,62/0,42 m/s; Senkgeschwindigkeit mit/ohne Last: 0,56/0,56 m/s Motor Leistung-Fahrmotor: 2 x 5,5 kW; Leistung-Hubmotor: 10 kW; Batterie: DIN 43 531 A; Batteriespannung: 48 V; Batteriekapazität: 625–750 Ah; Batteriegewicht: 812 kg Weitere Merkmale Art der Fahrsteuerung: AC; Arbeitsdruck für Anbaugeräte: 210 bar; Ölstrom für Anbaugeräte: 30 l/min; Schalldruckpegel am Fahrerohr: 65 dB(A) Testergebnisse im Überblick So wertet die VerkehrsRundschau Auf-/Abstieg 2,1 (gut) Armauflage2,2 (gut) Fahrtrichtungswechsel1,9 (gut) + niedriger Einstieg+ großzügige Einstiegshilfen- Abrutschkante +Verstellmechanismus+ Fingertip- Vertikale verstellung, Größe + Platzierung+ Erreichbarkeit Arbeitsplatz1,9 (gut) Anzeige/Display1,8 (gut) Arbeitsverhalten1,9 (gut) + Lenksäule stufenlos+ Platzangebot Kabine- Cupholder fehlt + Farbdisplay+ Hilfe abrufen + Beschleunigung+ Wendigkeit- Fahrt über Schwellen Sichtverhältnisse2,1 (gut) Sekundäre Schalter 2,2 (gut) Qualität/Verarbeitung2,2 (gut) + schlanke Säulen+ Scheinwerfer am Mast- Platzierung Ketten und Schläuche + Erreichbarkeit+ Platzierung + Farbe hat Signalwirkung+ Abdeckung aus Stahl- keine Mastentkopplung Gabelbedienung1,9 (gut) Ablagen 3,0 (befriedigend) Energiemanagement 1,7 (gut) + Reaktion/Feinfühligkeit+ Erreichbarkeit- Größe der Armauflage - Cupholder fehlt- Klemmbrett nicht im Sichtfeld + Batteriezugang+ Li-Ion-Option Lenkung/Lenkrad1,7 (gut) Sicherheitsfeature1,4 (sehr gut) Wartung1,9 (gut) + Egonomie Lenkrad+ 360-Grad-Lenkung + Blue-Spot vorne und hinten+ Fahrassistenzsysteme + Erreichbarkeit der Wartungspunkte+ Wartungsfreie Bremsen Fahrersitz1,9 (gut) Serienausstattung1,3 (sehr gut) Gesamtnote: 1,9 (gut) + bequem+ pflegeleicht + Umfang der Serienausstattung Das Urteil der Testfahrer Dieter (63), 40 Jahre Staplererfahrung, derzeit im Bereich Lebensmittel-Logistik: „Die automatische Parkbremse gibt mir Sicherheit. Eine vergessene Handbremse gehört der Vergangenheit an. Der Rampenstopp funktioniert ohne Tadel. Das Überqueren von Schwellen mag er nicht so gerne." Uwe (45), 23 Jahre Staplererfahrung, aktuell in der Baustoffindustrie: „Die 360-Grad-Wende wie der Rittberger beim Eiskunstlauf. Ein Loop mit Bodenhaftung – rückwärts aus der Regalzeile, ein paar Umdrehungen am Lenkrad und der Stapler ‚gleitet‘ ohne Stopp in die andere Richtung.“ Heinz (56), 28 Jahre Staplererfahrung, derzeit in der Baustoffindustrie: „Der Stapler lässt sich intuitiv bedienen. Die Fahrassistenzsysteme vermitteln Sicherheit in jeder Fahrsituation. Fahrfehler haben keine negativen Auswirkungen. Ein Kritikpunkt für mich ist die Armlehne." Mehr zum Thema finden Sie unter #Gabelstapler www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Im VR-Staplertest punktet der elektrisch angetriebene Mitsubishi-Zweitonner FB20ANT aus der EDIA EM-Serie mit Wendigkeit, 360-Grad-Lenkung und intelligenten Fahrerassistenzsystemen. Im Power-Modus kommt der kleine Finne mit japanischen Wurzeln auf eine ansprechende Umschlagleistung.

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