Stresstest gemeistert

Und wie ist er so - der Neue? Wird Burkhard Eling das Amt als Dachser-Chef, das er von Bernhard Simon zum Jahresanfang übernommen hat, gut ausfüllen (siehe Seite 17)? Mitte April hatte Eling in seiner neuen Rolle seinen ersten großen Auftritt vor Journalisten und präsentierte die Jahreszahlen des Kemptener Logistikunternehmens - aber wie in Corona-Zeiten üblich nur per Videokonferenz. Eigenkapitalquote auf Rekordniveau Zwei gute Nachrichten vorneweg: Eling kann mit einem guten finanziellen Polster starten. Denn das Familienunternehmen hat im vergangenen Jahr trotz Corona-Pandemie so gut gewirtschaftet, dass es seine Eigenkapitalquote mit knapp 62 Prozent auf ein neues Rekordniveau steigerte. Ganz in der Tradition von Dachser, ließ sich der 49-Jährige trotzdem keine Zahlen zum Ergebnis entlocken, nur so viel: "Wir sind mit dem Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs sehr zufrieden." Gleichwohl ging die Corona-Pandemie, insbesondere die Lockdowns im April und Mai 2020, an dem Unternehmen nicht spurlos vorbei: So setzte auch Dachser auf Kurzarbeit und musste seine ursprünglichen Wachstumsziele für 2020 nach unten korrigieren. Am Ende verringerte sich der konsolidierte Umsatz im Geschäftsjahr 2020 um ein Prozent von 5,66 Milliarden Euro auf 5,61 Milliarden Euro. "Nennenswerte Akquisitionen haben wir im vergangenen Jahr nicht getätigt, sodass wir von einer rein organischen Umsatzentwicklung sprechen", betonte Eling. Zur Stütze entwickelte sich bei dem Kemptener Logistikdienstleister im vergangenen Jahr die Geschäftseinheit "Air & Sea Logistics" - vor allem dank des Wachstums im Asiengeschäft und der EMEA-Region im zweiten Halbjahr. So steigerte Dachser seinen Umsatz in dieser Unit um 5,2 Prozent von 1,14 auf 1,2 Milliarden Euro. Wobei die Umsatzsteigerung insbesondere auch aus den hohen Frachtraten herrührt, die in der Luftfracht im Schnitt um 25 Prozent über dem Vorjahr lagen. 150 eigene Charterflüge hat Dachser 2020 selbst organisiert und abgewickelt. Und Eling will nun, kündigte er an, den Geschäftsbereich 2021 und in den Folgejahren konsequent weiter ausbauen. Dachsers traditionell starke Säule, das Landverkehrsgeschäft "Road Logistics", schwächelte indes im vergangenen Jahr. So sank der Umsatz von 4,6 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro - ein Minus um 2,2 Prozent. Noch deutlicher traf es mit einem Umsatzrückgang um 3,2 Prozent auf nunmehr 3,5 Milliarden Euro "European Logistics", das Geschäft mit dem Transport und der Lagerung von Industrie- und Konsumgütern - vor allem aufgrund von Einbußen durch die harten Frühjahrs-Lockdowns insbesondere in Frankreich und Spanien. Die Umsätze um 1,9 Prozent steigern konnte indes die Dachser Food Logistics "in einem vergleichsweise turbulenten Jahr" (Elling) - von 964 Millionen auf 982 Millionen Euro - insbesondere dank Neukundengewinnen und mehr Menge im Lebensmittelhandel. Neuer CEO ist optimistisch "Insgesamt hat Dachser 2020 den Corona-Stresstest gemeistert", resümiert Eling. Wie es bei Umsatz, Menge und Tonnage nun im Jahr 2021 weitergeht? Dazu will er sich "so früh im Jahr" nicht äußern. Immerhin: Die Signale im ersten Quartal stimmen ihn zuversichtlich. eh Ausführliches Interview mit Burkhard Eling unter www.verkehrsrundschau.de/plus/eling In Kürze Zäsur im Logistikunternehmen Dachser: Burkhard Eling ist seit 1. Januar 2021 neuer CEO des Kemptener Familienunternehmens und damit Nachfolger von Bernhard Simon, der in den Verwaltungsrat von Dachser gewechselt hat. Durch das Jahr 2020 kam der Logistiker dank breitem Portfolio ganz gut. "Mir ist bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete" - Burkard Eling, neuer CEO von Dachser Sie sind neuer CEO von Dachser. Zuvor waren Sie dort der Finanzchef. Welches Label würden Sie sich für Ihren Führungsstil anheften? Da ist mir dreierlei wichtig: die klare strategische Ausrichtung des Führungsstils, die Teamorientierung und die schlussendliche klare Entscheidung. Ich bilde mir gerne zusammen mit anderen eine Meinung und ringe um die beste Lösung. Was wird Sie als Dachser-Chef von Ihrem Vorgänger Bernhard Simon unterscheiden? Grundlegender Unterschied ist, dass Bernhard Simon als Enkel des Gründers mit Dachser groß wurde. Auch ich habe, zwar auf einer völlig anderen Ebene, eine unternehmerische Prägung. Insofern denken wir beide unternehmerisch und strategisch. Bernhard Simon hat zudem ein sehr gutes Fingerspitzengefühl für Menschen und das richtige Setzen von strategischen Akzenten. Mir ist bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete. Ich bin aber gut vorbereitet und gehe mit dem gebotenen Respekt an die Aufgabe heran. Mit welcher Strategie wollen Sie Dachser erfolgreich durch die Corona-Zeit steuern? Wenn man nach 90 Jahren Firmengeschichte die Führung eines Unternehmens annimmt, das jedes Jahr konstant eine sehr gute Entwicklung verzeichnet, geht es natürlich darum, das Gute zu bewahren. Die Corona-Pandemie zeigte aber, dass wir Flexibilität brauchen, um uns auf neue Gegebenheiten wie Digitalisierung und neue Technologien schnell einstellen zu können, um so unsere Agilität zu erhöhen. Diese Flexibilität braucht es in allen unseren Strukturen. Nur so bringen wir unsere vier großen Themen Digitalisierung, engere Verzahnung unserer Netze, Attraktivität als Arbeitgeber und Klimaschutz voran. Was hat für Sie in diesem Jahr Top-Priorität? Ich schiele nicht zuerst auf das richtige Ergebnis. Das wäre für uns als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen falsch. Vielmehr fokussieren wir uns auch in Zukunft auf die Qualität unserer Leistungserbringung. Natürlich mit einer entsprechenden effizient aufgestellten Organisation - da kommt jetzt der vormalige Finanzchef durch (lacht). Denn am Ende ist nur der zufriedene Kunde, dem wir eine gute Leistung geboten haben, bereit, uns auskömmliche Margen zu bezahlen und so unser Ergebnis langfristig zu sichern.

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