Stark gewandelt

Just zum Jahreswechsel stellte Isuzu den brandneuen D-MAX Modell 2021 vor. Mit elegantem und trotz ausladender Dimensionen nicht aggressiven Exterieur-Design hat sich der Pick-up im Lauf der Jahre zum schönen Schwan gemausert. Obgleich Isuzu mit dem aktuellen Modellwechsel die Preise im Vergleich zum Vorgänger angehoben hat, ist der Japaner preiswert geblieben. Die getestete Top-Version, der Double Cab 4WD in V-Cross-Ausstattung mit Sechsgang-Automatik, steht mit 40.950 Euro (netto) in der Preisliste - ist dafür aber wirklich top ausgestattet. Für etwa das gleiche Geld gibt's bei denen, die "Wagen fürs Volk" herstellen, einen passabel ausgestatten Amarok V6 mit 190 PS. Den treibt ein dicker, durstiger Dreiliter-V6 an. An der Stelle zeigt Isuzu, dass weniger durchaus mehr sein kann. Üppige Leistung aus nur 1,9 Litern Der Japaner bescheidet sich auch in der neuesten Generation mit einem 1,9-Liter-Vierzylinder, der 163 PS bei akzeptablen 3600 Touren aus dem Ärmel schüttelt. Mit 360 Nm maximalem Drehmoment kann der von einem VGT-Lader beatmete Vierventiler zwar nicht mit den Sechsendern der Konkurrenz mithalten - ist aber völlig ausreichend motorisiert. Und er hat einen Trumpf im Ärmel, der immer sticht: den niedrigen Verbrauch. Auf unserer Sparrunde mit leerem Auto lag der bei 6,3 l/ 100 km, ausgeladen aufs Maximum und im Normaltempo standen schmale 8,87 l/ 100 km auf der Uhr. So sparsam war bislang keiner. Selbst mit schwer beladenem Humbaur-Tridem-Anhänger am Haken genehmigt sich der D-MAX exakt 11,73 l/ 100 km. Da verkosten ein flott bewegter und ausgeladener VW Amarok oder X350 von Mercedes einiges mehr ... Automatik bevorzugt Hohen Anteil an der guten Ökonomie hat die recht geniale Sechsgang-Automatik. Ein gutes Beispiel, dass man nicht mehr braucht. Eine guter Wandler mit intelligenter Überbrückungskupplung reicht, um dank Drehmomenterhöhung beim Beschleunigen die minimale Anfahrschwäche des 1,9-Liters zu überspielen. Die Schaltbox ist erfolgreich bemüht, immer im höchstmöglichen Gang zu fahren und den Wandler zu schließen, das verbessert den Wirkungsgrad. Kleines Manko: An typischen Autobahnsteigungen kann sich die Getriebesteuerung des jungfräulichen Wagens nicht recht entscheiden, ob Gang fünf oder sechs der bessere ist - mit dem Ergebnis, dass sie immer wieder die Fahrstufen wechselt. Abhilfe schafft der Wechsel in die manuelle Gasse. Wer aber zum Beispiel den Abstandstempomaten aktiviert hat, verliert mit dem Wechsel der Schaltphilosophie seine Assistenten. Das sollte man noch ändern. Was die Gangwechsel betrifft, weist Isuzu darauf hin, dass die selbstlernende Automatik rund 5000 km braucht, um mit allen Eventualitäten klarzukommen. Mit schwerem Anhänger kommt die Steuerung der Automatik an Grenzen. Beschleunigen aus dem Stand geht ganz gut. Auf Autobahnen oder gut ausgebauten Landstraßen kann man sie auch alleine werkeln lassen. Wird's aber bergig, kurvig oder beides und zerren mehr als zwei Tonnen am Haken, wechselt der Fahrer ebenfalls am besten in die manuelle Gasse. Ansonsten schaltet das Getriebe auch in dem Fall immer wieder hin und her, der Motor dreht beim Beschleunigen oder am Berg viel zu hoch, die nächste Fahrstufe wird zu spät eingelegt und sobald der Fahrwiderstand steigt, wird zu früh zurückgeschaltet. Trotzdem gilt unsere Empfehlung nach Abwägung aller Faktoren dem 1884 (netto) Euro teuren Automaten. Innen mehr Luxus als Laster Innen fühlt man sich im Isuzu richtig wohl. Mit dem Modelljahrgang 2021 hat sich der Pick-up nicht nur ein gefälliges Äußeres zugelegt, sondern auch ein fast schon luxuriös wirkendes Interieur mit feinen Materialien und guter Verarbeitung. Die vorderen Sitze sind sehr bequeme und in der Top-Version elektrisch verstellbar. Was fehlt, ist eine Tiefenverstellung des Lenkrades. Hinten sitzt man auf den äußeren Sitzen ganz kommod, auch wenn die Bank eher kurz und flach ist. Auf langen Strecken fehlt es deshalb ein wenig an der nötigen Oberschenkelauflage. Die Instrumente lassen sich gut ablesen und erfreuen im Zeitalter von oft gimmickhaften Digitalanzeigen durch ihre analoge Anordnung. Zwischen dem klar gezeichneten Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser findet sich ein Display für wichtige Infos. Das kann der Fahrer ebenfalls gut ablesen, die hinterlegten Funktionen lassen sich ohne großes Studium der Bedienungsanleitung über Tasten im Multifunktionslenkrad anwählen. Über die Tasten im Volant lassen sich auch Tempomat, Telefon sowie die Grundfunktionen des Radios gut und eindeutig bedienen. Das aktuelle Audiosystem ist für den Fahrer sauber bedienbar. Die Felder im großen Touchscreen sind ausreichend, um sie abseits der Straße, wenn's holpert, gut bedienen zu können. Kleiner Wermutstropfen: Wer während der Fahrt die Senderliste aktualisiert, kann nicht alle gefundenen Sender aktivieren. Denn das System negiert, wenn der D-MAX erst mal in Bewegung ist, aus Sicherheitsgründen jeden Wechselwunsch ... wobei Isuzu bekundet hat, sich das noch mal anzusehen und im Rahmen eines Softwareupdates Abhilfe zu schaffen. Auf ein "Navi" verzichtet Isuzu beim Testwagen. Dafür gibt's - viel besser - die Möglichkeit, Apple Carplay oder das entsprechende Android-System zu aktivieren. Wir hatten dabei nur Schwierigkeiten mit der Bluetooth-Funktion und mussten aufs Kabel zurückgreifen. Macht aber nix. USB-Schnittstellen sind in ausreichender Stückzahl vorhanden. Kritikpunkte vom Vorgänger beseitigt Mit dem neuen Modell hat Isuzu viele Kritikpunkte am Vorgänger beseitigt. So gibt es inzwischen eine Lichtautomatik und auch die Nebelschlussleuchte lässt sich jetzt eindeutiger aktivieren. Gut auch die zahlreichen Ablagen, neben dem klassischen Handschuhfach noch eine Ablage oben auf dem Armaturenbrett. Selbst die Türablagen zeigen sich größer, da passen jetzt auch große PET-Flaschen rein. Mit dem wertigeren Interieur ist allerdings auch das Verschmutzungsrisiko gestiegen. Staub und Dreck sammeln sich an zahlreichen Nähten und Kanten, der große Touchscreen ist schon nach kurzer Zeit von Fingerprints überzogen. Man tut also gut daran, den D-MAX häufiger mal auszusaugen und irgendwo ein Brillenputztuch zu deponieren. Auch im Gelände eine Bank Möglichkeiten des "Einsauens" gibt es mehr als früher. Denn das 2021er-Modell hat ebenfalls zugelegt, wenn es um die Geländeeigenschaften geht. Bequem per Drehschalter lässt sich der Allradantrieb zuschalten - konkret die Vorderachse. Eine Raste weiter folgt die Geländereduktion. Und mit einem Knopf links neben dem Schalthebel besteht die Möglichkeit, die Differenzialsperre zu aktivieren. Mit Rücksicht auf die schicke Valencia Orange farbige Lackierung und die beim "V-Cross" montierten Trittbretter und Stoßstangenzierteile haben wir auf extreme Geländemanöver verzichtet. Insider berichten aber, dass Bodenfreiheit, Rampenwinkel, Wattiefe und Antriebsstrangqualität ausreichen, dass der Mut des Fahrers und nicht die Fähigkeiten des Fahrzeugs die Grenzen setzen. Egal ob Gala oder Gelände Gut zu wissen, dass Isuzu den Spagat zwischen gelegentlichem Ausflug zur Oper - dafür findet die Beifahrerin sogar einen Schminkspiegel vor, häufigem Einsatz auf der Baustelle und als Zugpferd sowie längeren Etappen auf der Autobahn gut hinbekommen hat. Selbst verwöhnte Beifahrerinnen mäkeln nicht an fehlendem Fahrkomfort. Die Lenkung arbeitet trotz der breiten Reifen zielgenau. Einziges Manko ist eine erhöhte Geräuschkulisse, wenn die Leistung des kleinvolumigen Vierzylinders gefordert ist. Man lernt aber, damit zu leben und streichelt das Gaspedal so, dass der Automat frühzeitig hochschaltet. Denn trotz weniger als zwei Liter Hubraum kann man schön auf der durchaus vorhandenen Drehmomentwelle surfen. Üppige Leistung aus nur 1,9 Litern Neben den bereits genannten positiven Eigenschaften legt der D-MAX jetzt auch in puncto Sicherheit zu. Eine kurze Recherche im Internet zeigt, dass er aktuell der wohl einzige Pick-up ist, der im Euro-NCAP-Test fünf Sterne bekommen hat. Nicht zu vergessen, dort spielen auch Themen wie Fußgängerschutz eine große Rolle. Sicher ein gutes Zeichen, attestiert man doch den "Kleinlastern" im Normalfall eher weniger passive Sicherheit. Auch bei den Fahrassistenzsystemen hat Isuzu das aktuelle Modell auf den aktuellen Stand der Technik gehoben. Der Ingenieur nennt es ADAS (erweitertes Fahrassistenzsystem), was die Japaner ihrem Pick-up mitgegeben haben. Der Notbrems- oder Frontkollisions-Assistent erkennt Fußgänger ebenso wie Radfahrer - und natürlich andere Fahrzeuge. Während des Tests gab es keine unerwarteten Begegnungen mit - nennen wir es mal - schwächeren Verkehrsteilnehmern. Im Falle anderer Fahrzeuge funktioniert das System gut und neigt nicht zu Fehlauslösungen. Eine absichtlich ausgelöste Notbremsung funktionierte zuverlässig. Reichhaltige Assistenz Zuverlässig funktioniert auch der Abbiegeassistent, der sich stets aktiviert, wenn der Fahrer im Falle eines Linkslenkers links abbiegt. Ein wenig Nachjustieren wäre beim Abstandstempomat (ACC) nötig. Der nimmt selbst bei Rücknahme des voreingestellten Abstandes schon bei relativ großen Distanzen zum langsamer fahrenden Vordermann das Tempo raus. Das ist zwar sicher, kostet aber immer wieder Tempo und auch Kraftstoff, wenn das System oder der Fahrer anschließend wieder beschleunigen. Auch der Spurhalteassistent könnte ein wenig Feinarbeit vertragen - oder genauer gesagt der Einfluss, den die Lenkung nimmt. Nähert sich der D-MAX einer Spurbegrenzungslinie, verhärtet und greift die Steuerung recht abrupt ein. Zuverlässig funktioniert dagegen die Verkehrszeichenerkennung. Die Sensibilität der Systeme kann der Fahrer im Menü einstellen und sogar mit einer intelligenten Geschwindigkeitssteuerung verbinden. Schön auch, dass man ausschließlich mit Tempomat fahren kann, wenn man keine Lust hat auf den Eingriff des ACC. Generell pflegt Isuzu die Assistenzsysteme nach, arbeitet an den angemerkten Kritikpunkten und spielt daraus resultierende Updates im Zuge fälliger Inspektionen als Softwareupdates auf. Hohe Stützlast für sicheres Fahren Wer den D-MAX als Zugmaschine einsetzt, kann die Anhänger-Stabilisierung sinnvoll nutzen. Trotz der kleinvolumigen Maschine darf der Nippon-Pick-up wie schon ausgeführt bis zu 3500 Kilo an den Haken nehmen. Was die Längsdynamik betrifft, hat der Anhänger-Assistent positiven Einfluss. Das vermeidet aber nicht, dass der Isuzu etwas empfindlich auf eine falsche Stützlast reagiert - wer die nicht einhält, muss mit "Hoppeln" vor allem auf schlechtem Fahrbahnuntergrund und im niedrigen Geschwindigkeitsbereich rechnen. Der Rat geht also dazu, die üppigen bis zu 240 Kilo Stützlast je nach Anhängertyp und Gesamtgewicht auch zu nutzen, damit die Fahrt ruhig wird. Passt alles, lassen sich auch 3,5 Tonnen gepflegt mit 100 km/h über die Bahn bewegen. Noch ein Wort zur Ladefläche beziehungsweise deren Abdeckung. Wer öfter mal einen Lkw-Reifen oder sperrige Aggregate transportiert, lässt die grundsätzlich für den Verbrauch positive Laderaumabdeckung weg. Dass die Klappe nicht an die Zentralverriegelung angeschlossen ist, führt zum Zweischlüssel-System - ein ziemlicher Anachronismus. Außerdem verzieht sich die Klappe leicht, kann sich beim unsauberen Öffnen verziehen und klemmt dann. Die serienmäßigen Zurrpunkte hätte man übrigens weiter in die Ecken der Ladefläche versetzen können. Gut ist auf jeden Fall die Beschichtung der Ladefläche mit einer Art rutschhemmendem Gummibelag. Schon in der Basis ein gutes Angebot Unterm Strich verkauft sich der neue Isuzu D-MAX in seiner aktuellen Form trotz des einen oder anderen Kritikpunktes recht gut - zumal es keine essenziellen Dinge sind, sondern im Rahmen von Softwareupdates abgearbeitet werden kann. Grundsätzlich ist das 2021er-Modell ein moderner Pick-up, der in Bezug auf die Assistenzsysteme und den Fahrkomfort keine Wünsche offenlässt und der sich mit einem im Vergleich niedrigen Preis, einem sehr niedrigem Verbrauch sowie guten Alltagsqualitäten in die Herzen seiner Zielgruppe fährt. Wer damit leben kann, dass er kein riesiges Werkstattnetz hat wie bei VW (Japaner sind bekanntlich zuverlässig) oder das Image von Mercedes (die den "X" nicht mehr verkaufen), der liegt mit dem Japaner völlig richtig. Wer neben den typischen Qualitäten eines Kleinlasters Wert auf Lifestyle legt, bekommt mit dem V-Cross ein tolles Auto. Wer einen Nutzwert-Pick-up will, greift zum Doppelkabiner in "L"-Ausstattung. Schon der hat alle wichtigen Assistenten, ist wegen des geringeren Luftwiderstandes und der schmaleren Reifen noch sparsamer und das Beste: Der Listenpreis liegt unter 30.000 Euro (netto). Ein besseres Angebot ist schwerlich zu finden. Mehr zum Thema finden Sie unter #greentruck www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Seit 2016 vergibt die VR den Titel "Green Light Truck". Letztes getestetes Modell für den Bewerb 2020 war der brandneue Isuzu D-MAX, dessen Vorgänger mehrfach Preisträger waren. Er musste sich als Neuerung im Konkurrenzvergleich mit schwerem Anhänger beweisen. Green Light Truck Die VerkehrsRundschau vergibt seit 2011 die Titel "Green Truck" und "Green Van" für die im Test sparsamsten und damit emissionsärmsten Nutzfahrzeuge. 2016 kam der Titel "Green Light Truck" dazu, der seit 2020 um eine Anhängertestfahrt erweitert wurde. Seit es den Titel gibt, hat Isuzu mit dem D-MAX mehrfach gewonnen. Auch Mitte 2020 stieg das letzte Modell in den Ring und hatte als "Double Cab Premium 4WD" die Nase vorne. Dann die Frage, ob wir denn den 2020er-Bewerb schon abgeschlossen hätten. Denn Isuzu hat noch vor dem Jahreswechsel ein völlig neues Modell gebracht. Also wurde kurz vor dem Jahreswechsel und trotz niedriger Temperaturen ein Testtermin vereinbart. Am Ende war der Neue besser als sein Vorgänger. Mit 11,73 l/100 km mit Anhänger und 8,87 l/100 km bei voll ausgeladener Solo-Fahrt lag er ein Quäntchen besser und ist "Green Light Truck 2020". Technische Daten Motor Vierzylinder-Turbodiesel, Bohrung x Hub: 80 x 94,4 mm, Common-Rail-Einspritzung, VGS-Turbo, Euro 6d-ISC-AO mit SCR-Kat., Hubraum: 1898 cm3; Leistung: 163 PS (120 kW) bei 3600/min; maximales Drehmoment: 360 Nm bei 2000 bis 2500/min Getriebe Automatikgetriebe mit Wandler, sechs Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang, Spreizung: 3,60 - 0,58; Hinterachsübersetzung: i = 3,73; zuschaltbarer 4WD plus Geländereduktion (i=2,48), el. schaltbare Diff.-Sperre Maße, Gewichte und Testwerte Radstand: 3125 mm, L x B x H: 5265 x 1870 (ohne Spiegel) x 1790; Reifengröße: 265/60 R 18; zulässiges Gesamtgewicht: 3000 kg, Zuladung (max.): 1100 kg; Anhänge-/Stützlast (gebremst): 3500/265 kg; Überhang (v/h): 890/1250 mm; Böschungswinkel (v/h): 30,5/24,2°, min. Bodenfreiheit: 240 mm, Wattiefe: 800 mm; Testverbrauch (solo, auf der TR-Testrunde): 8,87 l/100 km, (mit 3,5-t-Anhänger): 11,73 l/100 km

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