Noch kein Grund zur Panik

Der Start ins neue Jahr verlief noch verheißungsvoll. Viele der Stückgutnetzwerke, die die VR befragt hat, haben in den ersten zwei Monaten zulegen können und sogar ein gutes erstes Quartal 2020 hingelegt. Doch dann hat Corona zugeschlagen. Sendungsrückgang um die zehn Prozent "Die Sendungszahlen im ersten Quartal lagen leicht über denen des Vorjahresquartals, sodass wir den Rückgang noch nicht allzu sehr spüren", sagt Jörn Peter Struck, Vorsitzender der Geschäftsführung von CargoLine. Die Verluste aufgrund der Pandemie gibt er - Stand 24. April - mit acht bis zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Ähnlich sieht es bei 24plus aus. Geschäftsführer Stefan Rehmet beziffert die Sendungseinbußen aufgrund von Corona auf minus 10 Prozent (Stand: 22. April). Die Pandemie hat bei Cargo Trans Logistik (CTL) für einen Sendungsverlust von ebenfalls zehn Prozent gesorgt. "Wir haben auf Kurzarbeit und tageweise Netzabschaltung gezielt verzichtet, um unseren Partnern den maximalen Service zur Verfügung zu stellen", sagt Francesco De Lauso, Vorstand bei CTL. Die Folgen der Coronakrise lassen sich laut Michael Schilling, COO Road Logistics bei Dachser, nicht seriös beurteilen. Spürbar sind sie bei Dachser vor allem seit dem zweiten Quartal. "Wir gehen im European Logistics-Geschäft derzeit von einer Reduktion des Sendungsvolumens von etwa 15 Prozent, international von 25 Prozent in den nächsten Monaten aus", sagt Schilling. Besser läuft es im Segment Food Logistics: "Dort erlebten wir ein erstes Quartal auf sehr hohem Niveau. Allerdings sind auch hier mittlerweile Auswirkungen der Pandemie spürbar", sagt Schilling der VR. Auch DB Schenker verzeichnet leichte Rückgänge der Transportmengen im Stückgut, ohne die näher zu beziffern. "Internationale Verkehre sind davon etwas stärker betroffen als das nationale Netzwerk", teilt das Unternehmen mit. Eine Aussage, die von vielen Stückgutnetzwerken geteilt wird. Emons hat 2020 einen guten Start ins Jahr hingelegt. Deshalb ist es laut Ralf Wieland, CEO von Emons, auch gelungen, im ersten Quartal 2020 ein kleines Wachstum zu erzielen. "Jedoch sind gerade in den vergangenen Wochen leichte Sendungsrückgänge von unter fünf Prozent zu verzeichnen", sagt Wieland. Als Folge legt man bei Emons Hauptläufe zusammen und will reguläre Direktverkehre mit einer Drei-Hubvariante kombinieren. Manche kommen glimpflich davon Bislang relativ ungeschoren ist IDS aus der Krise gekommen. "Im nationalen Stückgutgeschäft haben wir kaum Rückgänge der Sendungsmengen im März und April zu verzeichnen", sagt Michael Bargl, Geschäftsführer von IDS. Daher erwartet er für Deutschland ein stagnierendes Sendungsvolumen. Im Export sei mit Rückgängen zu rechnen. Ebenfalls relativ glimpflich ist die bisherige Krise für Online Systemlogistik verlaufen. Für das erste Quartal 2020 steht ein kleines Plus von 0,4 Prozent zu Buche. Allerdings stellt das Unternehmen für die Monate März und April ein Minus beim Sendungsvolumen fest, und zwar in Höhe von 2,9 Prozent. Doch ist man bei der Kooperation zuversichtlich, die Krise zu bewältigen. "Unsere Partner waren schon immer gut auf saisonale Schwankungen eingestellt und konnten daher ihre Kapazitäten, auch in der Corona-Krise, entsprechend anpassen", heißt es aus dem Unternehmen. "Derzeit verzeichnen wir keine wesentlichen Sendungseinbußen", teilt Abraham Garcia Martinez, Geschäftsführer Palletways Deutschland, der VR mit. Gegenwärtig würde daher noch kein großer Handlungsbedarf bestehen. Für den Fall gravierender Mengenrückgänge zieht Palletways in Erwägung, die Abfahrtstage zu reduzieren. "Es könnte auch zu einer vorübergehenden Verlängerung der Laufzeiten kommen oder zur Zusammenlegung von Hauptläufen", sagt Martinez. Keine Zahlen zu Sendungsrückgängen nennt Gudrun Raabe, Geschäftsführerin der System Alliance. Im nationalen Stückgutbereich beobachtet sie derzeit eine Verschiebung der Güterströme. "Beispielsweise sind die Sendungsmengen im B2C-Bereich bei uns deutlich angestiegen", sagt Raabe. Ihre Systempartner, die zum großen Teil ein breites Spektrum an logistischen Dienstleistungen erbringen und damit nicht nur Stückgut, würden die Einbrüche von Handel und Industrie auf ihr gesamtes Geschäft betrachtet fast überall erheblich spüren, insbesondere bei Import und Export. Bei der Stückgutkooperation VTL ist das Sendungsvolumen im April um 4,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das sorgt bei Geschäftsführer Andreas Jäschke zunächst mal nicht für große Panik: "4,8 Prozent, das ist eine Menge, die wir mit der Standardroutine abfedern können." Er zeigt sich auch zuversichtlich, was die Entwicklung auf das Gesamtjahr betrifft, und geht von einem minimalen Plus aus. Führt die Krise dazu, dass Stückgutanbieter vom Markt verschwinden? Die meisten Akteure verneinen diese Frage, denken aber, dass sich der Konsolidierungsprozess, der schon seit Jahren im Stückgutmarkt zu beobachten ist, fortsetzen wird. "Wir gehen davon aus, dass alle Stückgutakteure die Krise mit ein bis zwei blauen Augen überstehen werden", sagt Struck von CargoLine. Allerdings will er nicht ausschließen, dass Unternehmen in die Insolvenz gehen, die ohnehin schon angeschlagen waren. Andererseits würden mögliche Käufer derzeit eher zurückhaltend sein. cd Mehr zum Thema finden Sie unter #LkwLandverkehr www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag

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