Neue Spezialisten fürs Grobe

Sitzen wir wirklich in einem Bau-Lkw? Diese Frage kann im neuen Volvo FMX durchaus aufkommen. Erst recht in diesem 8x4, der mit seinen Dreiblatt-Parabeln an den beiden Vorderachsen und Luftfederung hinten vorrangig auf den Straßeneinsatz ausgelegt ist. Das voll beladene Testfahrzeug federt ähnlich kommod wie ein Vertreter der eng verwandten Verteilerbaureihe FM (siehe VR 38/2020). Hinzu gesellt sich eine überdurchschnittlich niedrige Geräuschkulisse, die nahezu auf dem leisen Niveau des FM liegt. Dass es geringfügig lauter zugeht, dürfte vor allem am Profil der auf unbefestigte Straßen ausgelegten Baureifen liegen. Innen wertig und tadellos verarbeitet Auch bei Verarbeitung und Materialauswahl steht der FMX dem FM nicht nach. Alles im neuen Bauspezialisten wirkt hochwertig und erweist sich auch bei argen Verschränkungen durch Schlaglöcher als absolut resistent gegen Klappergeräusche. Beim Zentraldisplay blickt der Fahrer auf die gleichen digital dargestellten Instrumente wie bei FM, FH und FH16. Vier verschiedene Darstellungsformen sind möglich, wir entscheiden uns instinktiv für die Ansicht, die dem Vorgänger mit seinem im Rundtacho integrierten Drehzahlmesser optisch recht nahekommt. Alternativ kann man sich aber beispielsweise die Navigationsdaten mit Kartendarstellung ins Display holen. Rechts neben dem Fahrer verfügt das Testfahrzeug über ein optional erhältliches neun Zoll großes Touch-Display, über das sich unter anderem Radio, Navigation, Telefon oder der Tripcomputer steuern lassen. Gerade auf unbefestigten Straßen gelingt das nicht immer zielsicher, alternativ geht's aber auch über die, mit etwas Übung schnell durchschauten, Lenkradtasten und sogar per Sprachbedienung. Etwas darunter fällt der Blick auf einen neuen Drehschalter. Über diesen werden die Sperren oder - sofern vorhanden - der Allradantrieb in der richtigen Reihenfolge durch einfaches Drehen zugeschaltet. Dazu gesellt sich im Testfahrzeug das I-Shift-Getriebe mit zwei zusätzlichen Crawlern vorwärts wie rückwärts, das im kleinsten Gang mit einer Übersetzung von 32:1 (rückwärts 37:1) verschleißfreies Anfahren in extremen Steigungen ermöglichen soll - wir sitzen eben doch in einem Bau-Lkw ... Bei der Sicherheit zugelegt Aber in einem, dessen zwei gelenkte Vorderachsen sich bildlich gesprochen mit dem kleinen Finger dirigieren lassen. Ein Verdienst der elektromechanischen Lenkung "Dynamic Steering Evolution", die Volvo Trucks optional bereithält. Neben niedrigen Lenkkräften sorgt das System zusätzlich für Sicherheit - abgesehen vom aktiv eingreifenden Spurhalteassistenten auch auf unbefestigten Pisten. Der hinterlegte Stabilitätsassistent passt bei einem Übersteuern des FMX auf rutschiger Piste die Lenkkraft entsprechend an. Dabei erzeugt die Elektronik mehr Kraft in der situationsabhängig richtigen Lenkrichtung, um den Fahrer beim Abfangen des übersteuernden Fahrzeugs zu unterstützen. Zusätzlich leuchtet das ESP-Symbol im Instrumentenblock auf. Was zusätzlich beim 8x4 positiv auffällt: Die von Volvo angepriesenen vergrößerten Lenkwinkel der Achsen sind spürbar, subjektiv hat man fast das Gefühl, auf der Stelle zu drehen. Das geht so weit, dass die Vorderräder des 32-Tonners auf unbefestigter Piste mitunter vor dem Lenkeinschlag kapitulieren und über den Kreis hinausschieben - zumindest, wenn man etwas zu schnell unterwegs ist. Technische Daten D 11: Sechszylinder-Reihenmotor, Common-Rail-Einspritzung, Turbolader mit Wastegate, LLK, vier Ventile pro Zylinder, Euro 6d mit SCRKat, AGR, DPF, Hubraum 10.800 cm3330: Leistung: 330 PS (243 kW) bei 1600–1900/min; max. Drehmoment: 1600 Nm bei 950–1400/min380: Leistung: 380 PS (280 kW) bei 1700–1800/min; max. Drehmoment: 1800 Nm bei 950–1400/min430: Leistung: 430 PS (316 kW) bei 1700–1800/min; max. Drehmoment: 2050 Nm bei 1000–1400/min460: Leistung: 460 PS (338 kW) bei 1700–1800/min; max. Drehmoment: 2200 Nm bei 1050–1400/minD 13: Sechszylinder-Reihenmotor, Common-Rail-Einspritzung, Turbolader mit Wastegate, LLK, vier Ventile pro Zylinder, Euro 6d mit SCRKat, AGR, DPF, Hubraum 12.800 cm3420: Leistung: 420 PS (309 kW) bei 1400–1800/min; max. Drehmoment: 2100 Nm bei 860–1400/min460: Leistung: 460 PS (345 kW) bei 1400–1800/min; max. Drehmoment: 2300 Nm bei 900–1400/min500: Leistung: 500 PS (368 kW) bei 1530–1800/min; max. Drehmoment: 2500 Nm bei 980–1270/min540: Leistung: 540 PS (397 kW) bei 1450–1800/min; max. Drehmoment: 2600 Nm bei 1000–1450/min Auch als 6x6-Allradler komfortabel Bei dieser Wendigkeit kann der dreiachsige FMX, der ebenfalls für erste Testfahrten bereitsteht, nicht ganz mithalten. Was daran liegt, dass es sich hier um ein Exemplar mit Allradantrieb handelt. Grobschlächtigkeit ist allerdings auch hier Fehlanzeige. Für einen 6x6 erweist sich der Dreiachser ebenfalls als überdurchschnittlich komfortabel, was mehr überrascht als die Tatsache, dass die Rampen und Steigungen der Testkiesgrube es nicht vermögen, den Traktionsmöglichkeiten des 6x6 Einhalt zu gebieten. Abgesehen vom unbändigen Vortrieb bietet das Testfahrzeug auch innerhalb der Kabine neue, clevere Ideen. Wie das optionale Stauschrankmodul für die Rückwand, das hoch genug baut, um beispielsweise auch einen Bauhelm aufzunehmen. Insgesamt stehen für den FMX sechs verschiedene Kabinenvarianten bereit. Wer möchte, kann sich auch das Globetrotter-Hochdach in Kombination mit der langen Kabine auf seinen FMX setzen oder gar zum Mannschaftsfahrerhaus mit bis zu neun Sitzplätzen greifen. Letzteres dürfte im Bausektor deutlich seltener nachgefragt werden als die liftbar ausgeführte letzte Triebachse, die für den FMX weiterhin zur Wahl steht. Durch sie sinken Verschleiß und Verbrauch bei Leerfahrten deutlich. Gleichzeitig steigt die Wendigkeit des FMX, und auch der Fahrkomfort des Schweden profitiert einmal mehr. Mehr zum Thema finden Sie unter #Baufahrzeuge www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Mit dem FMX (X für extreme) führte Volvo Trucks 2010 erstmals eine spezifische Modellreihe für den Bau ein. Wie heute basierte diese technisch auf dem schweren Verteiler FM und erhielt 2013 ein vor allem technisches Facelift. Seitdem sind mit dem FMX unter anderem bis zu 120 Tonnen Zuggesamtgewicht möglich. 540 PS und 2600 Newtonmeter Drehmoment stellen beim FMX das leistungsmäßige Maximum dar.

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