Fremdgehen erlaubt

Es riecht nach neuen Möbeln, frisch verlegtem Teppich und in der Logistikhalle der eben fertiggestellten Niederlassung Hamburg nach frischem Beton. Ein Geruch, den die Mitarbeiter von Universal Transport nur zu gut kennen. Denn seine Ursprünge hatte das inzwischen fast 70 Jahre alte Unternehmen im Transport von Beton-Fertigteilen. Dem "grauen Gold" wie Geschäftsführer Holger Dechant den Baustoff nennt. Größer, schöner, verkehrsgünstig Nicht ohne Stolz führt Stephan Stender, Niederlassungsleiter in Hamburg, durch "seinen" Wirkungsbereich. Die neue Immobilie bietet alles, was das vorher gemietete Objekt nicht hatte: Einen großzügigen Bürotrakt mit Konferenzraum, Lagerfläche, eine Werkstatt für die oft nötigen Umbauten des Spezialequipments sowie einen ordentlich großen Parkplatz, um Lkw abstellen zu können. "Nicht zu vergessen liegen wir jetzt verkehrsgünstig an der Ausfahrt Stapelfeld der A 1", ergänzt Stender. "Und unser Mietvertrag lief aus - also die beste Entscheidung, in etwas Eigenes zu investieren." Zukaufen und ausgründen Investieren ist ein gutes Stichwort, wenn es um Universal Transport geht. Denn längst ist das Unternehmen dem originären Geschäftsfeld entwachsen und wickelt globale Schwer- und Sondertransport-Projekte ab. Zu den Spezialitäten gehören unter anderem der Transport von Schienenfahrzeugen oder Flugzeugkomponenten sowie die Logistik rund um Windkraftanlagen, natürlich mit den passenden, eigenen Sonderfahrzeugen. "Don't worry, be heavy" lautet der Firmenspruch, wobei Sorglosigkeit ganz sicher nicht zu den Eigenschaften gehört. Zahlreiche Transporte wickelt Universal Transport mit festen Subunternehmern ab - vor allem im Bereich bis 22 Meter Länge, drei Meter Breite und bis zu 40 Tonnen. "Wenn es in die streckenbezogene Genehmigung geht, dann machen wir das lieber im Eigeneintritt", erläutert Geschäftsführer Holger Dechant. "Das ist wegen der neuen Genehmigungsprozesse einfacher für uns und unsere Kunden." Diese Genehmigungsverfahren empfindet Holger Dechant als äußerst hinderlich und kontraproduktiv. "Das war schon immer kompliziert und ist jetzt noch komplizierter geworden. Besonders schlimm für uns ist, dass noch nicht alle Bundesland einheitlich arbeiten." Süffisant meint Dechant, dass die Genehmigungsbehörde am liebsten noch Marke und Farbe des Lkw wissen will. "Den handelnden Personen scheint nicht klar zu sein, dass diese Verfahren immer mehr zu einem Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen werden. Wenn es noch komplizierter wird, dann fehlen irgendwann Puzzleteile für einen Stadion-Neubau oder eine Logistik-Halle ..." Je nach Standort individuelle Lösungen Bei der Wahl, welche Dienstleistung man selbst erbringt und was man besser in andere Hände gibt, verfolgt das Führungsteam von Universal Transport eine klare Linie - die sich in den einzelnen Standorten durchaus unterscheiden kann. "Grundsätzlich hat das Unternehmen eigene BF3- und BF4-Fahrzeuge zur Begleitung", stellt Stephan Stender klar. "Wir in Hamburg setzen allerdings auf externe Dienstleister, weil wir für uns kalkuliert haben, dass das unterm Strich günstiger ist." Auch bei der Anzahl der Subunternehmer gibt es Unterschiede. "Für den Standort Hamburg haben wir die Maxime, ,kein externer Partner mit mehr als vier eigenen Fahrzeugen'. Das wird durchaus an anderen Standorten anders gesehen." "Tatsächlich gibt es Standorte, an denen wir auch mit mehr oder weniger großen Subunternehmern arbeiten", erläutert Dechant. "Ich würde es als Fehler erachten, dass man eine solche Entscheidung über das gesamte Unternehmen stülpt. Letztlich ist jeder Niederlassungsleiter selbst verantwortlich und muss für sich eine Kostenrechnung machen, was für das Unternehmen am besten ist." So arbeitet Universal Transport unter anderem mit einem Flugzeughersteller oder einem großen Bahnunternehmen im Eigeneintritt, "das ist eine Philosophie von uns, wird uns aber nicht vom Kunden vorgegeben", meint Holger Dechant. Projektgeschäft über Zukauf Den Einstieg in Projektgeschäfte, inzwischen Normalität bei Universal Transport, sieht Dechant in der Nachbetrachtung als schwierig. "Nicht, weil wir bei unseren ersten Versuchen einzusteigen etwas falsch gemacht haben. Sondern weil unsere Kunden Universal Transport nicht als Projektspediteur betrachtet haben. Das ist wie bei Dr. Oetker. Dort kauft man seine Pizza oder seinen Pudding. Würden die Bier ins Sortiment aufnehmen, würde das wahrscheinlich auch kein Erfolg werden."Dass es am Ende bei Universal doch geklappt hat mit der Projektspedition, lag an einer Übernahme. "Wir haben 2016 Züst & Bachmeier übernommen, einen anerkannten Projektspediteur. Das war dann der Einstieg für uns und der Erfolgsgarant bei unseren Kunden." Neben Übernahmen wie Züst & Bachmeier spielen auch Ausgründungen eine Rolle für Universal, um zu wachsen. Eine davon war 2016 die Firma STB Verkehrstechnik. "STB ist Spezialist für verkehrslenkende Maßnahmen und Verkehrssicherung", erklärt Holger Dechant. "Als Dienstleister bietet die Firma von der Planung bis hin zur Entladung alles aus einer Hand." Dechant betont, dass STB auch für andere Transport- und Logistikunternehmen außerhalb der Gruppe tätig ist. Eigen- vs. Fremdunternehmen "In dem Maße, in dem unser Tochterunternehmen für Fremdfirmen arbeitet, kaufen wir als Universal auch immer wieder Dienstleistungen von anderen Anbietern ein und unsere Tochterunternehmen müssen sich an deren Angeboten, Dienstleistungen und Preisen messen lassen. Bei uns ist also 'Fremdgehen' ausdrücklich erlaubt und dient uns dazu, eigene Leistung besser einzuschätzen", lacht der Geschäftsführer. Auch wenn man so eine Benchmark setzen kann, gibt es Bereiche, in denen Universal Transport ausschließlich durch eigene Erfahrungen lernen kann. "Ein Bereich ist der Transport von Windkraftanlagen", meint Stephan Stender. "Wir sind bei der Länge der Rotorblätter bei aktuell 96 Meter angekommen. Das heißt, die komplette Lkw-Kombination ist deutlich über 100 Meter lang. Da bedarf es einer Menge speziellen Equipments und guten Personals - wobei wir speziell bei den Berufskraftfahrern feststellen, dass es immer schwieriger wird, Nachwuchs zu finden." Dabei haben Fahrer bei Universal einen sehr verantwortungsvollen Job, denn sie sind immer Transportleiter, bestimmen also über die Zusammensetzung des Transportteams und haben stets das letzte Wort, was geht und was nicht. Holger Dechant ergänzt: "In Corona-Zeiten war es schwierig, an Schulen zu werben. Damit hatten wir in der Vergangenheit durchaus Erfolg. Grundsätzlich ist es einfacher, in anderen Ländern Nachwuchs für unsere Branche zu bekommen." Osteuropa ist digitaler Auf konkrete Beispiele angesprochen meint Dechant: "Rumänien prosperiert im Bereich Digitalisierung. Da kommen unwahrscheinlich viele und sehr gute Nachwuchskräfte und Programmierer her." Der Geschäftsführer ergänzt noch, dass Universal in der Pandemie viel im Bereich Digitalisierung gelernt hat. "Da haben wir unter anderem unser 'Heavypedia' und unser 'HeavyNet', eine Organisations- und Planungssoftware, programmiert - die verkaufen wir auch als Dienstleistung an andere Firmen." Mehr zum Thema finden Sie unter #Schwerlast www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Universal Transport hat sich auf Schwer- und Sondertransporte spezialisiert. Transporte mit Spezial-Equipment wickelt das Unternehmen selbst ab, im Bereich Telesattel kommen auch Subunternehmer - aber mit enger Anbindung - zum Einsatz. Universal Transport im Überblick Universal Transport (www.universal-transport.com) mit Stammsitz in Paderborn hat 750 Mitarbeiter, 350 Fahrzeuge und macht einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro. Zum Unternehmensverbund gehören Züst & Bachmeier Projekt sowie StB Verkehrstechnik. Universal Transport ist Mitglied der Logistic Alliance Germany (LAG), der Bundesfachgruppe Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) sowie des Global Projekt Logistics Network (GPLN). Universal Transport hat sich - neben dem generellen Bereich Schwer- und Sondertransporte - spezialisiert auf die nationale und internationale Logistik von Flugzeugkomponenten, Schienenfahrzeugen, Betonfertigteilen sowie Windkraftanlagen via Straße und Schiff. Zum Portfolio gehören außerdem Transporte von Schütt-, Staub- und Rieselgütern.

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