Die zweite Welle

Das braucht es kein zweites Mal: Solche Äußerungen hörte man nach dem ersten Lockdown im Frühjahr. Die meisten Politiker waren sich mit den Wirtschaftsvertretern einig: Ein erneuter Lockdown könnte das Land in eine schwere konjunkturelle Krise stürzen. Doch im Dezember wurden dann große Teile der Wirtschaft wieder heruntergefahren. Treten jetzt also die Befürchtungen ein? Ist mit gravierenden Konsequenzen auch in der Transportwirtschaft zu rechnen? Und wie sehr hat Corona die Nachfrage im Güterverkehr seit Oktober beeinträchtigt? Droht eine Pleitewelle? Die VerkehrsRundschau (VR) hat Dienstleister und Verlader gefragt. Wichtig dabei ist der Zeitpunkt der Umfrage vom 9. November bis zum 4. Dezember. Der Teil-Lockdown mit Schließung von Gaststätten und Sportstudios sowie eingeschränkte Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels bestand zu dem Zeitpunkt bereits. Aber der komplette Einzelhandel hatte da seine Geschäfte noch geöffnet. Bei der Frage des Quartals hat die VR nach eher langfristigen Trends gefragt - zum Beispiel, ob vermehrt Transportdienstleister Insolvenz anmelden werden müssen. Viele Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass es zu einer Pleitewelle aufgrund der Corona-Krise kommen wird - die derzeit nur deshalb nicht zu beobachten ist, weil die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt ist und gerade nochmals bis zum 31. Januar 2021 verlängert wurde. Bei den Dienstleistern rechnen deutlich mehr als zwei Drittel der Befragten (69,4 Prozent) damit, dass zunehmend mehr Kollegen aus dem Markt ausscheiden. Die Verlader sind nicht ganz so skeptisch, aber immerhin vertreten 61,5 Prozent diese Meinung. Die gleiche Frage hatte die VR den Teilnehmern an der VR-Index-Befragung im zweiten Quartal 2020 gestellt. Der Vergleich mit den aktuellen Daten zeigt: Jetzt, im vierten Quartal, ist der Anteil derjenigen, die mit Insolvenzen im Transportgewerbe rechnen, bei den Dienstleistern um mehr als acht Prozentpunkte gesunken (siehe Grafik Seite 13). Das könnte den Rückschluss zulassen, dass die Folgen der Corona-Krise nicht mehr ganz so negativ beurteilt werden. Bei den Verladern hingegen hat sich kaum eine Änderung ergeben. Eine deutliche Veränderung innerhalb der sechs Monate gab es hingegen bei der Einschätzung zum Transportaufkommen. Im Verlauf der Corona-Krise sind immer wieder Stimmen laut geworden, die ein rückläufiges Aufkommen prophezeit haben. Die Pandemie habe gezeigt, dass die globalen Warenströme anfällig sind und künftig mehr regional produziert werde, lautete die Begründung. Im Frühjahr vertraten immerhin noch 56,8 Prozent der Dienstleister die Ansicht, dass das Transportaufkommen in den nächsten Jahren nicht mehr das Vorkrisenniveau erreichen werde. Zum Jahresende zeigen eine solche skeptische Grundhaltung nur noch 40,3 Prozent der Dienstleister. Womöglich ein Indiz dafür, dass der Einbruch der Transportnachfrage nicht ganz so stark ausgefallen ist, wie viele das offenbar befürchtet hatten. Bestätigt wird eine solche These durch das Umfrageergebnis unter den Verladern. Sind im Frühjahr 2020 noch 55,3 Prozent der Verlader davon ausgegangen, dass es Jahre dauert, bis das Aufkommen das Vorkrisenniveau erreicht, vertritt jetzt mit 38,5 Prozent nur noch eine Minderheit eine solche Meinung. "Lockdown light" macht sich bemerkbar Den "Lockdown light" zum 2. November spüren die Dienstleister allerdings. Von einem gestiegenen Umsatz seit Oktober gegenüber dem Vorquartal können nur 21,0 Prozent der Dienstleister berichten. Bei 32,3 Prozent ist der Umsatz konstant geblieben, während 38,7 Prozent mit Einbußen zu kämpfen hatten. Bei 11,3 Prozent halten sich die Umsatzverluste mit größer null bis fünf Prozent noch in Grenzen. Immerhin 27,4 Prozent der Dienstleister berichten von Einbußen in Höhe von mehr als fünf Prozent. Haben diese Einbußen zu personellen Konsequenzen geführt? Noch halten sich die meisten Dienstleister zurück. Fast drei Viertel (72,6 Prozent) haben keine Veränderung bei der Belegschaft vorgenommen. 24,2 Prozent haben Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, wobei es sich hier auch um eine Fortsetzung der Kurzarbeit aus den Vormonaten handeln kann. Und 9,7 Prozent der Dienstleister mussten Mitarbeiter entlassen. Mit welcher Entwicklung der Auftragslage die Unternehmen im ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2021 rechnen und weitere Infos unter anderem zur Preisentwicklung erhalten Sie in der VR-Ausgabe 2/2021. Mehr zum Thema finden Sie unter #FragedesQuartals www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag Die wirtschaftliche Lage und wie es weitergeht im Transportgewerbe Verunsicherung, wohin man blickt: Die Konsumenten halten sich zurück, die Politik plant nur noch von Monat zu Monat und die Wirtschaft muss all diese Unsicherheiten ausbaden. In diesen ungewissen Zeiten ist es für Unternehmer umso wichtiger, zu wissen, wie die Akteure in der Wirtschaft die Lage einschätzen. Welche Branchen leiden besonders unter den Corona-Maßnahmen? Wie entwickelt sich die Nachfrage? Geraten die Preise unter Druck? Gibt es einen Hoffnungsschimmer und welchen Einfluss hat die Weltkonjunktur, hat die Entwicklung in China und den USA auf die Transportnachfrage? Online-Seminar kostenlos für Abonnenten In unserem Online-Seminar am 20. Januar werden wir uns mit diesen Fragen befassen. Es wird nicht auf alle Fragen eine zufriedenstellende Antwort geben können. Wer jedoch nicht im Nebel herumstochern möchte, wer unternehmerische Entscheidungen mit mehr Klarheit treffen möchte, der ist hier gut aufgehoben. Für Abonnenten der VerkehrsRundschau ist die Teilnahme am Seminar kostenlos. Sie erhalten das Programm zum Online-Seminar und können sich anmelden unter der Adresse www.verkehrsrundschau.de/events. Auf dem VR-plus-Portal der VerkehrsRundschau finden Sie weitere Zahlen aus der Index-Befragung. Kostenlos können dort Abonnenten der VR zugreifen auf Statistiken zur Mengen- und Preisentwicklung oder die durchschnittliche Lkw-Standzeit an den Laderampen nachlesen, um nur wenige Beispiele zu nennen. Mehr unter www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen. Die Zahl der Insolvenzen im Transportgewerbe wird 2021 zunehmen: Davon gehen die von der VerkehrsRundschau befragten Dienstleister und Verlader aus. In der Befragung In Kürze Die Zahl der Insolvenzen im Transportgewerbe wird 2021 zunehmen: Davon gehen die von der VerkehrsRundschau befragten Dienstleister und Verlader aus. In der Befragung haben die Teilnehmer zu den Folgen der Corona-Pandemie Stellung genommen. Die Frage des Quartals Jedes Quartal befragt die Verkehrs-Rundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Logistikbranche. In diesem Quartal haben 82 Fachund Führungskräfte aus den Kreisen der Logistikdienstleister und Verlader an der vom Marktforschungsinstitut Kleffmann durchgeführten Untersuchung teilgenommen. cd

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