Auf Sicht fahren

Covid-19 hat die Wirtschaft derzeit immer noch fest im Griff und gerade in der aktuellen Krisenzeit braucht es kurzfristige Entscheidungen, schnelle Verfügbarkeiten von Transport- und Laderaum sowie damit einhergehende flexible Laufzeiten", bringt Oliver Bange das aktuelle Anforderungsprofil der Beschaffungsform Miete auf den Punkt. Nach der Fusion von TIP Trailer Services und Pema führt Bange als President Central Region und Geschäftsführer das neue Schwergewicht am Mietmarkt in der DACH-Region und Osteuropa. Die gemeinsame Mietflotte umfasst in der Region Central Europe rund 25.000 Zugmaschinen, Auflieger, Wechselaufbauten und Spezialfahrzeuge. TIP und Pema gehen zusammen Hierzulande unterhalten beide Marken jetzt insgesamt 26 Standorte, davon 19 mit Werkstatt. "Neben der Deckung von kurzfristigen Bedarfen sind wir besonders stark in der Langzeitmiete von kundenspezifischen Fahrzeugen", betont Bange. Die Entwicklung schätzt er aufgrund der erhöhten Branchenanforderungen, die nur durch flexible Mietmodelle zu realisieren seien, für sein Unternehmen positiv ein. Corona drückt Auslastung Der Mietmarkt als Ganzes hat sich im Corona-Jahr 2020 allerdings sehr divers entwickelt, wie eine im Oktober 2020 durchgeführte Marktumfrage der VerkehrsRundschau zutage förderte. 55 Prozent der rund 30 Unternehmen, die in der aktuellen Miete-Marktübersicht aufgeführt werden, haben Angaben zu ihrer Auslastungstendenz gemacht. Ergebnis: viel Schatten, aber auch Licht. So meldeten 44 Prozent, dass sich die Auslastung in den letzten zwölf Monaten verringert habe, bei einem Viertel dagegen blieb sie unverändert. Immerhin 31 Prozent der Vermieter haben ihre Auslastung in den letzten zwölf Monaten steigern können. Jan Plieninger, Geschäftsführer von BFS Business Fleet Services, verspürt nach der zwischenzeitlich zurückgegangenen Nachfrage seit einigen Monaten wieder Erholung. Als Anbieter von Spezialfahrzeugen sehe man sich gut aufgestellt. Fuhrparkseitig hat BFS vor allem im Bereich Transporter aufgerüstet. Auf Basis des MAN TGE werden neuerdings beispielsweise Kipper-, Koffer- und Kastenfahrzeuge, Pritschenwagen und Kühlfahrzeuge angeboten. EuroLeasing, seit August dieses Jahres mit Gerhard Künne als CEO unter neuer Führung, setzt derweil auf ein besonders breites Mietangebot: Durch die Verschmelzung mit der Euromobil Autovermietung bietet die Vermietgesellschaft des VW-Konzerns vom Kleinwagen bis zum 40-Tonner alles an. Neueste Mitglieder der Mietflotte sind der neue TG3 sowie der Elektro-Lkw E-TGM. Mehr Nachfrage nach Kurzzeitmiete "Die Mietnachfrage ist gestiegen, allerdings nur im Bereich der Kurzzeitmiete", beschreibt Frank Hoffmann, Geschäftsführer von MTC Rental, einen der häufiger genannten Trends im Markt. Aufgrund der unvorhersehbaren Geschäftsentwicklung für das Transportgewerbe werde die Kurzzeitmiete in den nächsten Monaten bestimmend sein, meint Hoffmann. Dass die Laufzeiten etwas kürzer gefasst werden, hat auch Kim Raun, Geschäftsführer Krone Fleet, festgestellt. Nachdem der Aufliegerhersteller in der Vermietung im Frühjahr eine deutliche Reduzierung der Auslastung erfahren habe, liege die Nachfrage mittlerweile aber wieder auf Vorkrisenniveau. "Dies zeigt, dass in schwierigen Zeiten gemeinsam gefundene Lösungen die Geschäftsbeziehungen festigen", so Raun. Simon Greiwing, Geschäftsführer Greiwing Truck & Trailer (GTT), berichtet ebenfalls von einer durchschnittlich verkürzten Mietdauer und vor allem einer gestiegenen Nachfrage nach besonders flexiblen Lösungen. Neben kürzeren Laufzeiten seien dies auch Early-Opt-Modalitäten, also die Möglichkeit, frühzeitig aus dem Vertrag auszutreten. "Durch die zunehmend voranschreitende Konsolidierung im Vermietsektor und die schwelenden Unsicherheiten suchen die Kunden vermehrt nach zuverlässigen und fairen Alternativen - und fragen somit vermehrt bei uns an", so Greiwing. Zu den neuen Dienstleistungen der Münsterländer zählt die Vermietung von LNG-Lkw. Lage bleibt angespannt Die meisten Vertreter der Vermieterzunft sind sich einig: Die Lage für viele Transportunternehmen hat sich noch lange nicht entspannt. "Es wurde immer wieder nach Zahlungsaussetzungen und Verschiebungen verlangt", so Marcus Burmeister, Vertriebsleiter Deutschland bei Fraikin. Für das Transportgewerbe allgemein sieht er aktuell keine Anzeichen für eine deutliche Erholung. "Man sieht zwar wieder mehr Verkehre auf den Straßen, Nachfragen bleiben aktuell jedoch noch sehr gering." Auch Claudia Bizzarro, Geschäftsführerin Hama/ZM Nutzfahrzeuge, verzeichnet eine reduzierte Nachfrage und kürzere Laufzeiten. Zu den bestehenden Problemen wie Fahrermangel, niedrige Frachtraten und drohender No-Deal-Brexit seien aufgrund der Corona-Pandemie weitere Unsicherheitsfaktoren dazugekommen, die das Transportgewerbe treffen. Alles in allem eine "sehr unsichere und unkalkulierbare Situation aktuell", so Bizzarro. So unsicher die nächsten Monate für viele Player im Transportgewerbe auch werden mögen - auf eines dürfen sich Fuhrparkverantwortliche aber offenbar verlassen: Flächendeckend teurer wird die Fahrzeugmiete nicht. Gut die Hälfte der im Rahmen der Miete-Marktübersicht befragten Vermieter beantworteten die Trendfrage zu den Mietraten, Ergebnis: 75 Prozent planen im Laufe der nächsten zwölf Monate keine Mieterhöhungen. In Kürze Die Marktübersicht Lkw-Miete der VerkehrsRundschau zeigt in kompakter Form die wichtigsten Rahmendaten und Servicedienstleistungen der Nutzfahrzeugvermieter auf. In Corona-Zeiten muss sich die Vermieterzunft mehr denn je auf die Kundennachfrage nach besonders flexiblen Lösungen einstellen. Interaktiv Vermieter suchen Die interaktive Online-Version der Marktübersicht Nutzfahrzeugmiete bietet zahlreiche zusätzliche Detailinformationen zu den einzelnen Vermietern sowie den von ihnen angebotenen Fahrzeugen und Dienstleistungen. Mittels verschiedener Filter können Mietinteressenten unter rund 30 Truck- und Trailer-Vermietern gezielt nach denjenigen Anbietern suchen, die den gewünschten Service und das benötigte Fahrzeug bieten. Die Marktübersicht finden Abonnenten im Profi-Portal auf VR-Plus. mh

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