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„Wir sind in punkto Frauenanteil auf Kurs“

01.04.2014 14:44 Uhr
„Wir sind in punkto Frauenanteil auf Kurs“
Ursula Schwarzenbart, Chief Diversity Officer bei Daimler.
© Foto: Daimler AG

Bis 2020 sollen 20 Prozent der leitenden Führungspositionen bei Daimler mit Frauen besetzt sein. Dies und noch mehr erzählt Ursula Schwarzenbart, Chief Diversity Officer bei Daimler, im YouLoC-Interview.

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Stuttgart. Ursula Schwarzenbart, Chief Diversity Officer und Direktorin Talent Development und Performance & Potential Management bei Daimler, spricht im YouLoC-Interview von Frauenquoten, Karrieremöglichkeiten für Frauen und was das Unternehmen tut, um Mädels für die Automobilbranche zu begeistern.

Welche Ziele verfolgt Daimler in punkto Chancengleichheit zwischen Frau und Mann?

Wir haben bei Daimler ein ganz klares Ziel: Bis 2020 sollen 20 Prozent unserer leitenden Führungspositionen mit Frauen besetzt sein. Diese freiwillige Selbstverpflichtung sind wir bereits 2006 eingegangen. Um dem gerecht zu werden, muss der Anteil von Frauen in Führungspositionen jedes Jahr um ein Prozent wachsen. Was möglicherweise einfach klingt, ist in einer Branche, in der wir überwiegend Ingenieurinnen und Ingenieure benötigen, eine Herausforderung. Gleichwohl haben wir unser Ziel seit 2006 jedes Jahr erreicht. Aktuell liegt der Anteil bei 13 Prozent – wir sind also auf Kurs.

Was wird konkret bei Daimler unternommen, dass diese Ziele erreicht werden?

Um den Pool an weiblichen Nachwuchskräften zu erweitern, planen wir, den Frauenanteil in unserem Traineeprogamm CAReer - The Top Talent Program zu erhöhen. Bis 2015 soll der Anteil an weiblichen Trainees bei 40 Prozent liegen. Derzeit liegt er bei rund einem Drittel. Insgesamt haben wir seit 2006 eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um den Anteil von Frauen im Unternehmen und auf Führungsebene zu erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel über 300 flexible Arbeitszeitmodelle, darunter Job-Sharing, das bei Daimler auch auf Führungsebene praktiziert wird. Hinzu kommen Tandem-Mentoring-Programme und als weiterer entscheidender Baustein die betriebliche Kleinkindbetreuung. Daimler hat an 13 Standorten rund 700 Betreuungsplätze für die Kinder der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen. Diese Maßnahmen sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimal dabei unterstützen, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Wie schaffen Sie es, insbesondere junge Frauen für die Automobilbranche zu begeistern?

Mit unserer Initiative Genius möchten wir Kinder und Jugendliche für Technik und Naturwissenschaft begeistern. Wir sprechen mit Genius vor allem Mädchen an, die in den technischen Disziplinen noch immer unterrepräsentiert sind. Darüber hinaus beteiligen wir uns am Girls‘ Day. Für Studentinnen, Absolventinnen und Frauen mit Praxiserfahrung in Ingenieurs- und Informatikberufen veranstalten wir die Daimler Women Days. Dabei führen die Teilnehmerinnen Gespräche mit Führungskräften und Personalexperten und lernen durch Fachvorträge aber auch das Unternehmen kennen. Nicht zuletzt begeistern wir durch unsere Produkte und die Entwicklungsperspektiven für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kaum ein anderer Hersteller vereint so viele Marken unter einem Dach wie Daimler und ist in so vielen Ländern aktiv. Woran unsere Ingenieurinnen heute tüfteln, damit fahren morgen unsere Kunden auf den Straßen. Und das weltweit.

Welche Möglichkeiten in punkto Karriere haben junge Frauen bei Daimler denn?

Daimler bietet jungen Frauen vielfältige Möglichkeiten der Weiterentwicklung, sowohl persönlich als auch fachlich. Zum Beispiel haben sich an unseren Tandem-Mentoring-Programmen seit 2007 über 1000 Mentoren und Mentees beteiligt. Zudem bieten wir zahlreiche Qualifizierungsmöglichkeiten, angefangen bei unserem Studienförderprogramm Daimler Academic Programs bis hin zu unserer Qualifizierungs-Initiative „Green Qualification“, die Ingenieurinnen und Ingenieure im Bereich alternative Antriebe fortbildet.

Wie sieht es in punkto Lohn bei Daimler aus? Gibt es hier eine Lücke zwischen dem Verdienst von Männern und Frauen?

Die Bezahlung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist im Tarifbereich durch das Vergütungssystems ERA klar geregelt. Dabei wird jede Stelle bewertet und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen für die gleiche Arbeit auch das gleiche Gehalt. Auf den Führungsebenen haben wir Gehaltsbänder etabliert, die sicherstellen, dass Frauen und Männer auch beim Gehalt gleichgestellt sind.

Welche Aufgaben bringt ihr Job als Diversity-Beauftragte bei Daimler alles mit?

Bei Daimler haben wir im Jahr 2005 begonnen, das Diversity Management aufzubauen. Als erste Diversity-Managerin des Konzerns habe ich den Prozess seitdem begleitet. Was wir nicht messen können, wird in einem Ingenieurs-getriebenen Unternehmen nicht ernst genommen. Also gehörte zu meinen Aufgaben zunächst die Entwicklung des Business Case. Dazu zählte die Frage, wie sich der Automobilmarkt in den nächsten Jahren entwickelt und welche Rolle der Einfluss von Frauen in diesem Sektor spielen wird. Zum Beispiel ist seit 2005 der Frauenanteil unserer Mercedes-Benz Neufahrzeugkunden um mehr als fünf Prozent gestiegen. Auch der Aspekt, wie unser Talentpool zu diesem Szenario passt, war zentral für unsere Überlegungen. Darauf aufbauend haben wir unsere Diversity Organisation entwickelt. Diversity-Management hat für uns drei tragende Säulen: Gender, Generationenmanagement und Internationalität. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung von Frauen in Führungspositionen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir unter anderem in Workshops mit unseren Führungskräften daran gearbeitet, mentale Muster transparent zu machen und so Rollenstereotype zu hinterfragen und abzubauen. Wir sind bei Daimler davon überzeugt, dass gemischt besetzte Teams die besseren Ergebnisse erzielen. Sie bringen unterschiedliche Perspektiven, Kenntnisse und Erfahrungen zusammen. Wichtig ist, eine Kultur zu fördern, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht haben, ihre Meinungen einzubringen.

Wo liegen die größten Herausforderungen für Sie und Ihr Team?

Diversity-Management ist eine Reise, bei deren Beginn nicht vollständig absehbar ist, welche Herausforderungen zu meistern sind. In unserer Branche müssen wir uns verstärkt darum bemühen, den weiblichen Talentpool zu vergrößern und möglichst viele Frauen und Mädchen für MINT-Berufe zu begeistern. Außerdem haben wir in einer Daimler-internen Studie mit über 750 Interviews auf Führungsebene festgestellt, dass ein Erfolgsfaktor der Abbau von Rollenklischees ist. Unsere Unternehmenskultur ist entscheidend dafür, dass diese Klischees der Vergangenheit angehören. Um den Wandel zu begleiten, veranstalteten wir zum Beispiel in den letzten Jahren in den USA, Südafrika, Singapur und Deutschland Diversity Konferenzen. Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen, die den Wert der Vielfalt für den Konzern erkennen und fördern müssen. (ts)

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