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Verkehrsanwälte wollen Puste- statt Blitzmarathon

28.01.2016 10:44 Uhr
Verkehrsanwälte wollen Puste- statt Blitzmarathon
Puste- statt Blitzmarathon - das hat der Deutsche Anwaltverein auf dem 54. Verkehrsgerichtstag in Goslar vorgeschlagen
© Foto: Picture Alliance/dpa/Patrick Seeger

Die groß angelegte Jagd auf Temposünder ist umstritten. Der Deutsche Anwaltverein präsentiert zum Start des Verkehrsgerichtstags einen anderen Vorschlag.

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Goslar. Mit Blitzmarathons verschwendet die Polizei nach Ansicht von Verkehrsanwälten ihre Zeit. Statt ständig im großen Stil Jagd auf vermeintliche Temposünder zu machen, sollten die Beamten sich lieber verstärkt alkoholisierten Autofahrern widmen, sagte am Mittwoch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV), Jörg Elsner.

Die Hauptursache für Verkehrsunfälle sei nicht die Überschreitung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit, sondern Alkohol am Steuer. „Wenn es an Wochenenden nachts verstärkt Puste-Marathons gäbe, wäre der Verkehrssicherheit jedenfalls mehr geholfen als mit Blitzmarathons“, betonte er vor Beginn des 54. Verkehrsgerichtstages in Goslar.

Hinzu komme, dass „Polizei und Kommunen das Tempo vorwiegend an Stellen messen, wo sie sich besonders viel Geld versprechen“, sagte der Verkehrsjurist. Die Verwaltungsvorschriften der meisten Bundesländer sähen aber etwas anderes vor: „Geblitzt werden soll nur an Unfallschwerpunkten und besonders gesicherten Orten wie etwa Schulen und Krankenhäusern“, sagte Elsner.

Die Blitz-Idee stammt aus NRW

Die Idee verstärkter Geschwindigkeitskontrollen bei sogenannten Blitzmarathons entstand in Nordrhein-Westfalen. Die erste Großkontrolle dieser Art gab es dort im Jahr 2012. Im Oktober 2013 folgte der erste bundesweite Blitzmarathon, der 24 Stunden dauerte. Seither wurde die Aktion mehrfach wiederholt. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte stets, überhöhte Geschwindigkeit sei der „Killer Nummer eins“.

DAV-Experte Elsner hingegen meinte, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehe, die Überschreitung der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit sei die Hauptunfallursache, liege das an der Statistik. Denn auch, wenn das erlaubte Tempo nicht überschritten worden sei, trage die Polizei bei Unfällen sehr oft überhöhte Geschwindigkeit als Ursache ein. „Das ist allerdings oft nur insofern richtig, als dass jeder Unfall vermeidbar wäre, wenn man nur langsam genug fährt.“

Alkohol am Steuer ist eines der Themen beim Deutschen Verkehrsgerichtstag (VGT), der an diesem Donnerstag im niedersächsischen Goslar offiziell eröffnet wird. An dem Kongress nehmen Verkehrsfachleute aus Ministerien, Verwaltungen, Verbänden, Hochschulen, Verkehrsclubs und Gerichten teil. Der Verkehrsgerichtstag endet am Freitag mit Empfehlungen an den Gesetzgeber.

Richterbund gegen den Vorschlag

Der Deutsche Richterbund warnte davor, nur noch auf Atemalkoholtests zu setzen. „Die Blutprobe hat sich im Strafprozess als sehr verlässliches Instrument der Beweisführung bewährt – auch zugunsten der Betroffenen. Sie ist unverzichtbar“, sagte der Vorsitzende Christoph Frank der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Atemtests seien viel zu ungenau. Im Blut hingegen könnten auch Drogen und Medikamente nachgewiesen werden, und zwar noch nach längerer Zeit.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) treibt einem Zeitungsbericht zufolge derweil seine Pläne zur Einführung von Alkoholsperren für einschlägig auffällige Autofahrer voran. „Wir wollen bei Alkoholsündern am Steuer einen echten Lerneffekt erreichen“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Mit den Zündsperren springt der Motor nur an, wenn der Fahrer einen Atemtest besteht. (dpa/ag)

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KOMMENTARE


Römer

28.01.2016 - 12:19 Uhr

Ja, ich stimme dem zu. Blitzen vor Schulen in Wohnviertel richtig, aber nicht auf einer vierspurigen Ausfallstraße (60 begrenzt nur verschwendetes Geld beim Bau). Dafür Alkoholkontrollen wie in Norwegen. Am Ortsrand stehen Polizisten. Fenster auf, schnell pusten: Dauert nur 10 Sekunden der Vorgang und alles ist gut. Sollte man endlich machen.


Albert Doll, doll+leiber

28.01.2016 - 17:13 Uhr

Angesichts der Tatsache, dass die Polizei in der Tat derzeit und wohl noch auf längere Sicht vollkommen überlastet ist, schlage ich zur Geschwindigkeitskontrolle vor, endlich Geschwindigkeitswarnungen und damit auch die Warnung vor möglichen Radarkontrollen ganz allgemein in Navigationsgeräten und Blitzer-Apps zu erlauben. Jeder halbwegs nüchterne Autofahrer, dem sein Navi durch Vergleich von tatsächlicher Geschwindigkeit und erlaubter Geschwindigkeit akustisch deutlich signalisiert, dass er zu schnell ist und zudem an besonders gefährlichen Stellen auch noch vor möglichen Radarkontrollen gewarnt wird, wird sein Tempo reduzieren, was aufgrund der Masse der verbreiteten Geräte ingsgesamt für eine deutlich reduzierte Geschwindigkeit und damit für eine weit höhere Verkehrssicherheit sorgen wird. Beispielsweise ist täglich zu erkennen, wie Autofahrer, wenn sie auf einer Landstraße in ein Dorf oder eine Stadt einfahren, die gelben Schilder erst mal völlig ignorieren und bis zur ersten Kurve oder Ampel oder sonstigen Behinderung Tempo 60 oder 70 beibehalten,wohingegen überall da, wo ein Starenkasten steht, vor dem auch noch rechtzeitig gewarnt wird, die Geschwindigkeit stark gedrosselt wird.Wenn z. B. an gut ausgebauten Landstraßen nur selten geblitzt wird, erlebt man ständig massive Geschwindigkeitsübertretungen, die vor allem dann gefährlich werden, wenn der Gegenverkehr meint, er müsse mit hohem Tempo ein Fahrzeug überholen, das sowieso schon 100 km/h fährt. Ertönt und erscheint aber eine Warnung vor Kontrollen, wird auch ein solcher Raser sich lieber etwas zurück nehmen.Da läge also erhebliches Potential für mehr Sicherheit.Wenn auf diese Weise dann Kapazitäten frei werden, um verstärkt nach alkoholisierten Fahrern zu greifen, wäre das ideal.


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