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Verkauf von Hunsrück-Flughafen Hahn droht zu platzen

29.06.2016 17:42 Uhr
Verkauf von Hunsrück-Flughafen Hahn droht zu platzen
Pechsträhne: Erst geht dem Flughafen ein Frachtauftrag nach dem anderen verloren und jetzt kann der Käufer wohl nicht bezahlen
© Foto: VG Cargo

Der Käufer des Flughafens Hahn ist mit einer ersten Zahlung in Verzug. Der Landtag sollte dem Deal in wenigen Wochen zustimmen - jetzt ist alles gestoppt.

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Mainz. Der Verkauf des Flughafens Hahn stürzt die Landesregierung in Rheinland-Pfalz sechs Wochen nach ihrem Start in eine Krise. Der Deal droht zu platzen: Der vom Land ausgewählte Käufer, das chinesische Unternehmen SYT, geriet mit einer vereinbarten Teilzahlung in Verzug und ließ am Mittwoch auch eine Frist für die Vorlage von Belegen verstreichen, wie Innenminister Roger Lewentz (SPD) mitteilte. Die CDU-Opposition legte der Regierung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) personelle Konsequenzen nahe, die AfD will einen Untersuchungsausschuss prüfen.

Als Grund für die Verzögerung der vereinbarten Überweisung gab die Shanghai Yiqian Trading Company (SYT) laut Lewentz an, dass die Genehmigung der chinesischen Regierung dafür nicht vorliege. Die Landesregierung schickte dem Käufer daraufhin eine Mahnung und verlangte Belege für den Grund der Verzögerung. „Diese Frist ist heute Morgen verstrichen“, sagte der für den Flughafen-Verkauf zuständige Minister. Die Landesregierung habe sich an die chinesischen Behörden gewandt und prüfe rechtliche Schritte. Die eingeleitete Privatisierung werde fortgesetzt, „notfalls mit einem der anderen Interessenten“.

Landtag muss noch zustimmen

Der Kaufvertrag für den verschuldeten Airport im Hunsrück wurde am 2. Juni notariell beurkundet, der Vollzug des Verkaufs aber von Bedingungen, wie der Zustimmung des Landtags, abhängig gemacht.

Die Landesregierung informierte die Fraktionsvorsitzenden des Landtags von dem Vorgang. Die Opposition hatte schon während der ersten Lesung des Verkaufsgesetzes der Landesregierung vorgeworfen, der Flughafen werde „an ein unbekanntes Unternehmen aus China nahezu verschenkt“. Oppositionsführerin Julia Klöckner (CDU) sprach von einer „Pappkartonfirma“. Ihre Fraktion verlangte die Offenlegung des Kaufvertrags und des Auftrags für die KPMG. Lewentz hatte dagegen im Landtag betont, die SYT sei in einem transparenten Verfahren nach Vorgaben der EU-Kommission als bester Anbieter aus einem Kreis von drei Kaufinteressenten ausgewählt worden.

Dubioser Käufer

Schon bald nach der Vertragsunterzeichnung kamen Unstimmigkeiten auf, weil die Firma SYT in China offensichtlich kaum bekannt ist und die Geschäftspartner im Dunkeln blieben. Der Flughafen gehört zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz, der Rest gehört Hessen. Der Südwestrundfunk (SWR) hatte Fotos über die Käuferfirma veröffentlicht und berichtet, es gebe keinen Hinweis, „dass das Unternehmen sich mit Logistik oder Luftfahrt befasst“. Bei der Adresse des Mehrheitsgesellschafters, der Guo Qing Investment Company, fand der SWR nach eigenen Angaben einen Autoreifenhandel.

Klöckner forderte über den Kurzmitteilungsdienst Twitter eine Regierungserklärung von Dreyer. Diese habe stets von einem „seriösen Investor“ gesprochen.

Personelle Konsequenzen gefordert

CDU-Fraktionsvize Alexander Licht sagte im Anschluss an die Erklärung von Lewentz: „Ich bin fassungslos über die Bonität des Käufers.“ Die Frage personeller Konsequenzen müsse sich die Landesregierung selbst stellen. „Dass es Konsequenzen haben muss, ist, glaube ich, ohne jeden Zweifel.“ Dreyer habe das Projekt Hahn in der Staatskanzlei angesiedelt. Licht warf der Regierung Täuschung vor und sprach von einem „Desaster“. Die AfD kündigte an, einen Untersuchungsausschuss zu prüfen.

Nach Angaben der rheinland-pfälzischen Regierung liegt der Kaufpreis für den einzigen größeren Flughafen im Land im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Die hessische Regierung und der zuständige Landtagsausschuss hatten für den Verkauf der Anteile Hessens schon grünes Licht gegeben. (dpa)

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