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Urteil: Klageerhebung genügt nicht, um die tarifliche Ausschlussfrist zu wahren

15.07.2016 15:36 Uhr
Urteil: Klageerhebung genügt nicht, um die tarifliche Ausschlussfrist zu wahren
In dem verhandelten Fall hatte ein Arbeitnehmer rechtzeitig bei Gericht eine Lohnnachzahlung eingeklagt, allerdings gab es dort eine Verzögerung bei der Zustellung an den Arbeitgeber
© Foto: Fotolia/Gina Sanders

Bei einer Forderung aus einem Arbeitsverhältnis reicht es nicht aus, wenn diese rechtzeitig bei Gericht eingegangen ist - sie muss der anderen Partei zugegangen sein.

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Erfurt. Gilt in einem Arbeitsverhältnis eine tarifliche Ausschlussfrist, innerhalb derer ein Anspruch gegenüber dem Vertragspartner schriftlich geltend gemacht werden muss, reicht es zur Fristwahrung nicht aus, dass das Anspruchsschreiben vor Ablauf der Frist bei Gericht eingegangen ist und dem Anspruchsgegner gegebenenfalls später zugestellt wird. Entscheidend ist der Zugang beim Anspruchsgegner selbst. Darauf wies kürzlich das Bundesarbeitsgericht hin.

In dem dort verhandelten Fall hatte ein Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber die Entgeltdifferenz für den Monat Juni 2013 verlangt. Den Anspruch hatte er erstmals mit seiner bei Gericht am 18. Dezember 2013 eingegangenen und dem beklagten Arbeitgeber am 7. Januar 2014 zugestellten Klage geltend gemacht. Nach dem auf das Arbeitsverhältnis anzuwendenden Paragraf 37 des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst der Länder verfallen Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis, wenn sie nicht innerhalb einer Ausschlussfrist von sechs Monaten schriftlich geltend gemacht werden. Im konkreten Fall für die klägerische Forderung: bis zum 30. Dezember 2013.

Der Kläger hatte gemeint, zur Wahrung dieser Ausschlussfrist habe der fristgerechte Eingang der Klageschrift bei Gericht ausgereicht. Paragraf 167 der Zivilprozessordnung (ZPO), der dies jedenfalls für bestimmte Maßnahmen gegen den Ablauf von Verjährungsfristen ausdrücklich regele, sei auch auf die Einhaltung tariflicher Verfallfristen anzuwenden. Der beklagte Arbeitgeber hatte dem entgegengehalten, es komme bei außergerichtlichen Fristen allein auf den tatsächlichen Zugang des Geltendmachungsschreibens an. Die Vorinstanzen haben der Klage stattgegeben.

Die hiergegen gerichtete Revision des beklagten Landes hatte Erfolg. Der Vierte Senat in Erfurt entschied, dass Paragraf 167 der ZPO auf tarifliche Ausschlussfristen, die durch eine bloße schriftliche Geltendmachung gewahrt werden können, nicht anwendbar ist. Es folgte damit der langjährigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, nach der der Gläubiger einer Forderung sich den Zeitverlust durch die – in der Sache nicht zwingend erforderliche – Inanspruchnahme des Gerichts selbst zuzurechnen hat. Die Zustellung der Klageschrift am 7. Januar 2014 war danach verspätet und die Klage abzuweisen. (ag)

Urteil vom 16.03.2016
Aktenzeichen: 4 AZR 421/15

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