Berlin. Nach dem Studium bei einem Logistikdienstleister im Nahen Osten durchstarten? Oder doch lieber Hilfstransporte nach Tansania organisieren? Eine Herausforderung, schließlich lässt die Infrastruktur dort zu wünschen übrig ... Oder einen Management-Posten in einem großen Industrieunternehmen anpeilen? „Es ist faszinierend, was junge Leute in unserem Wirtschaftszweig alles machen können. Logistik braucht man an vielen Stellen in der Wirtschaft und Gesellschaft, man lernt die unterschiedlichsten Leute kennen, Mitarbeiter vernetzen die Welt, bringen Menschen und Wirtschaftsräume näher zusammen“, schwärmt Frank Straube, Leiter Fachgebiet Logistik an der Technischen Universität Berlin.
Er empfiehlt jungen Leuten, fächerübergreifend zu studieren. „Jemand, der in der Logistik führen möchte, sollte sich betriebswirtschaftliches und technisches Wissen sowie interkulturelles Verständnis aneignen“, so Straube. Die Spezialisierung auf bestimmte Fachgebiete ergebe sich automatisch durch Masterund Bachelorarbeiten, Fallstudien und Projekte, die man während des Studiums bearbeitet.
„Seine“ Studenten wissen zum Ende des Studiums in der Regel relativ genau, was sie anschließend machen möchten und bewerben sich dann auch gezielt auf bestimmte Tätigkeiten in ausgesuchten Branchen. „Zum Teil werden sie sogar angesprochen und es werden ihnen Stellenausschreibungen empfohlen“, sagt der Universitäts-Professor. Der Großteil der Logistik-Studierenden der TU Berlin geht in die Industrie und zu Handelsunternehmen. Rund 15 bis 20 Prozent in die Beratung und ebenso viele beginnen bei einem Logistikdienstleister zu arbeiten. Mit rund fünf bis zehn Prozent entscheiden sich die Studierenden für einen Job bei internationalen Institutionen.
„Viele werden zu mehreren Vorstellungsgesprächen eingeladen und können zwischen einigen Jobangeboten auswählen. Die Unternehmen suchen junge und gut ausgebildete Leute.“ Logistik biete aber auch das Potenzial für Start-Up-Gründungen. Ein zunehmender Teil der Studierenden geht nach dem Abschluss in kleine innovative Unternehmen oder gründet sogar selbst.
Trends machen Berufe
Bereits heute arbeiten rund 2,8 Millionen Menschen allein in Deutschland in der Logistik. Professor Straube geht davon aus, dass sich diese Zahl weiter steigert. Ein Wachstum wird es seiner Meinung nach in den Bereichen Internationales Management, Neue Geschäftsmodelle sowie Operative Tätigkeiten geben. „Hier geht es um das klassische Bewegen von Waren, allerdings entwickelt sich dieser Bereich kontinuierlich weiter. Ein Beispiel: Wenn sich das Einkaufsverhalten in Mega-Cities verändert, hat das natürlich auch enorme Auswirkungen auf die operative physische Logistik“, sagt Straube.
Insgesamt folgen die Berufsbilder in der Logistik den Trends, die Wirtschaft und Gesellschaft bewegen. Neben Globalisierung und Nachhaltigkeit sind das vor allem auch die Digitalisierung, Veränderungen im Handel und Einkaufsverhalten sowie ein zunehmendes Outsourcing hin zu Dienstleistern, weiß Straube. „Das Thema Digitalisierung ist heute ein Muss in der Ausbildung. Großes Potenzial sehe ich zudem im Bereich Verkehrswirtschaft, da spielen unter anderem Themen wie Verkehrssituationen in Großstädten oder Smart Cities eine Rolle. Aber auch die Mitarbeit von Logistik-Mitarbeitern bei Produktentwicklungen wird an Bedeutung gewinnen – also: Wie kann ich ein Produkt auch in puncto Transport sinnvoll entwickeln? Das erfordert natürlich technische Kompetenz.“ (ts)