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Speziallogistik: Der Mauer-Abreißer

27.07.2015 17:34 Uhr
Speziallogistik: Der Mauer-Abreißer
Winfried Prem (66) in seinem Büro. Seine Abrissbagger machten ab 1990 die Mauer klein
© Foto: VR/Dietmar Winkler

29 Jahre lang trennte die Berliner Mauer den Westteil der Stadt von Ostberlin und dem Umland. Dass der Betonwall binnen kurzer Zeit aus dem Stadtbild verschwand, ist dem Bauunternehmer Winfried Prem zu verdanken.

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Die Berliner Mauer hat sich nicht in Luft aufgelöst. Sie wurde zum Großteil zu Schotter für den Straßenbau geschreddert. Keiner weiß das besser als Winfried Prem, Bauunternehmer aus Weiden in der Oberpfalz. Er hat die Mauer weggeschafft und in seiner Brechmaschine zu Schotterersatz zermalmt. „Ich habe zwei Drittel der Mauer abgerissen“, erinnert sich der knorrige Mann, der uns in seinem Büro in Muglhof, mitten in der Oberpfälzer Provinz, gegenübersitzt und die unglaubliche Geschichte erzählt, die er den Zeitungen immer erzählen muss, wenn es wieder um ein Mauerjubiläum geht.

Als sich Winfried Prem 1987 auf den Weg nach Berlin machte, war er auf der Suche nach neuem Futter für seine Maschine. Mit dem monströsen Gerät, das aus großen Steinen Schotter macht, hatte er bereits eine alte Industrieanlage in Weiden geschreddert. Nun hatte der heute 66-Jährige das abbruchreife Gefängnis in Berlin-Spandau im Visier, das nach dem Tod des einzigen Insassen Rudolf Hess nutzlos geworden war. Prem bewarb sich um den Auftrag beim Westberliner Senat. Doch dort war man an seinen Diensten nicht interessiert. Bei anderer Gelegenheit hinterließ er seine Visitenkarte auch beim Bauministerium in Ostberlin – für alle Fälle. „Beim Blick auf die Mauer habe ich immer gedacht, da wäre genügend Arbeit da“, erinnert sich Prem und blättert in einem Fotoalbum mit Bildern aus der Zeit.

21 D-Mark pro Tonne Schotter

Im Frühjahr 1990 klingelt sein Telefon. „Wann könnten sie mit ihrer Maschine hier sein?“, wollte ein Mitarbeiter des Ostberliner Ministeriums von ihm wissen. Er erbat sich zwei Wochen Vorlaufzeit und machte der Behörde Vorschläge, wie der Abbruch logistisch ablaufen könnte. Kurze Zeit später hatte er den Auftrag in der Tasche. „Ich hatte den Vertrag noch mit der damaligen Regierung der DDR abgeschlossen, dann kam die Wiedervereinigung,“ erklärt Prem. Seinen Auftrag durfte er fortführen. „Bei einer Ausschreibung hätte ich wohl kaum eine Chance gehabt“, sagt Prem, der in den drei Jahren nach eigener Schätzung mehrere Hunderttausend Tonnen Stahlbeton aus dem Stadtbild tilgte: Mauersegmente, Wachtürme, Stacheldraht, Sperrgräben, Lichtmasten und Kontrollwege. Alles landete zunächst auf zwei Sammelplätzen im Norden und im Süden der Stadt direkt am Grenzstreifen. Dort wurde der Beton gemahlen.

Der Vertrag sah vor, dass Prem das gewonnene Baumaterial – in Berlin zu der Zeit Mangelware - selbst verwerten durfte. Das brachte ihm damals 21 D-Mark pro Tonne. Vor Prems Haus in Muglhof steht als Erinnerung an die Berliner Zeit ein bunt bemaltes Mauersegment, das der bekannte Mauerkünstler Thierry Noir gestaltet hat. (diwi)

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