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SNCF-Résau-Vorstand tritt überraschend zurück

29.02.2016 10:37 Uhr
SNCF-Résau-Vorstand tritt überraschend zurück
Der seit Dezember 2012 amtierende Vorstand Jacques Rapoport ist zurück getreten
© Foto: SNCF

Der Vorstand der Infrastrukturgesellschaft der französischen Bahn zieht sich zurück - offiziell aus Altersgründen. Der Rücktritt erfolgte allerdings wenige Tage nach Erscheinen eines kritischen Zeitungsartikels.

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Paris. Überraschende Entwicklung beim französischen Bahnnetz-Verantwortlichen SNCF Réseau: Der seit Dezember 2012 amtierende Vorstand Jacques Rapoport hat vor wenigen Tagen „aus persönlichen Gründen“ abgedankt. Die offizielle Begründung lautet, dass Rapoport mit Blick auf sein Alter in den Ruhestand geht. In wenigen Wochen wird er 64.

Der Rücktritt erfolgte jedoch wenige Tage nach Erscheinen eines kritischen Artikels in der Zeitung „Le Figaro“, in welchem aus einem Untersuchungsbericht zu den Ursachen der Bahnkatastrophe bei Brétigny-sur-Orge nahe Paris zitiert wird. Hierbei waren sieben Menschen zu Tode gekommen. In dem Text heißt es unter anderem, es seien „tiefgreifende Veränderungen“ nötig, damit SNCF Réseau die vom Staat und allen daran interessierten Parteien erwarteten Leistungen erbringen könne. Hierfür sei Voraussetzung, dass der Vorstand über genügend Zeit verfüge, um die anstehenden Aufgaben mit der notwendigen Dynamik anzugehen.

Dieser Version hat sich der scheidende Vorsitzende fast wörtlich angeschlossen. Mit dem Geschehen selbst und der laufenden Untersuchung habe seine Entscheidung indessen nichts zu tun, betonte Rapoport. Anfang Februar hatte er überdies erklärt, die SNCF-Führung, der er auch angehörte, habe „niemanden darum ersucht“, bestimmte Informationen über die Umstände der Zugentgleisung zu verschleiern. Zuvor hatte das Satireblatt „Le Canard Enchaîné“ seitens einiger Unfallzeugen gewisse „Doppelzüngigkeiten“ bei ihren Einlassungen aufgedeckt.

In Paris schlug der Rücktritt des anerkannten und allseits geschätzten Bahnfachmanns wie eine Bombe ein und warf ein scharfes Licht auf das, was die Zeitung „Le Monde“ als „schwere Krise“ im französischen Bahnbereich bezeichnet. Seit drei Jahrzehnten sei das 30.000 Kilometer lange Schienennetz investiv unterversorgt worden und nun solle es nach dem Willen des Staates mit der Renovierung plötzlich ganz schnell gehen - nur weigere sich Paris bisher, die dafür nötigen Gelder ins Budget einzusetzen. Einerseits habe man der Generalüberholung des Netzes Priorität eingeräumt, andererseits aber mit SNCF Réseau noch immer keine entsprechende vertragliche Vereinbarung geschlossen.

Ferner fordere Paris den Netzverantwortlichen auf, seine immense Verschuldung in Höhe von momentan rund 40 Milliarden Euro abzubauen, die sich jedes Jahr um weitere 1,5 Milliarden erhöhe. Zugleich jedoch halte der Staat die vereinbarten Subventionen für den Bahngütertransport zurück und verpflichte SNCF Réseau, sich am Bau neuer Hochgeschwindigkeitslinien zu beteiligen, die nie und nimmer rentabel sein würden.

Gegenüber „Le Figaro“ hat Rapoport inzwischen die Gründe für seinen Rücktritt eingehender erläutert. Dazu gehörten offenbar auch „generell feindselige Beziehungen“ mit den privaten Bahnfrachtbetreibern sowie ebenso den Vertretern der französischen Regionen. (jb)

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