Hamburg. Binnenschiffe sollen künftig im Hamburger Seehafen-Hinterland-Verkehr eine größere Rolle spielen. „Wir streben mittel- bis längerfristig einen Anteil von bis zu fünf Prozent am Modal-Split an“, gab Hamburgs Hafen- und Wirtschaftssenator Axel Gedaschko am Mittwoch in der Hansestadt anlässlich der Vorstellung einer neuen Studie vor. Das von der Hamburger Uniconsult erstellte, rund 270 Seiten starke Werk trägt den etwas sperrigen Titel „Konzeptstudie zur Verkehrsverlagerung von LKW auf Binnenschiffe sowie zur Stärkung der Hinterlandverkehre“. Das Papier bildet in den kommenden Monaten die Arbeitsgrundlage für einen speziellen Expertenkreis innerhalb der Logistik Initiative Hamburg (LIHH). Auch wenn der Umschlag im Hamburger Hafen seit Herbst 2008 aufgrund der Weltwirtschaftskrise rückläufig sei, müssten jetzt die Weichen für weiteres Wachstum gestellt werden. Denn die Globalisierung werde weiter gehen, und der Hamburger Hafen werde damit wieder mit entsprechenden Gütermengenzuwächsen zu rechnen haben. Neben den bereits gut etablierten Verkehrsträgern Eisenbahn und LKW im landseitigen Hinterlandverkehr benötige Hamburg einen weiteren Lastenträger, der zudem unter dem Gesichtspunkt der Umweltfreundlichkeit, aber auch der Kapazitätsreserven viel zu bieten habe. Und das sei das Binnenschiff. Aus den 120.000 Standardcontainer (TEU), die 2008 im Seehafen-Hinterland-Verkehr anfielen, könnten demnach in wenigen Jahren bis zu 500.000 TEU werden, so Gedaschko. Damit das Binnenschiff die ihm zugedachte Rolle aber auch spielen könne, müsse „an vielen Stellschrauben gedreht werden“, räumte der Hafensenator ein. Welche das sind, das haben die Verkehrsexperten von Uniconsult im Auftrag der Hamburger Wirtschaftsbehörde herausgearbeitet. Björn Pistol, Projektleiter bei Uniconsult dazu: „ Wir haben insgesamt fünf Handlungsfelder definiert. Das Spektrum reicht dabei von der Verbesserung der Binnenschiffs-Umschlag-Operation im Hamburger Hafen bis hin zu den Kosten.“ Was den Umschlag in Hamburg angeht, benötige der Hafen so schnell wie möglich eine „Entmischung“ der Umschlagabläufe an den Terminals, die in erster Linie auf die Anforderungen des Seeschiffs zugeschnitten sind. Heißt in der Praxis: Die Anlagen sind für das Binnenschiff völlig überdimensioniert – „ das ist wie das Schießen mit Kanonen auf Spatzen“, sagte Pistol. Daher benötige man Spezialumschlagbereiche für Containerbinnenschiffe, wie das im Übrigen bereits zum Beispiel in Rotterdam der Fall sei. Eine große Bedeutung spielt auch die Ertüchtigung des aus den frühen 1970er Jahren stammende Schiffshebewerk in Scharnebeck im Zuge des Elbe-Seiten-Kanals. Hier komme es immer wieder zu langen Wartezeiten. Zudem seien die Hebetröge zu kurz und könnten damit nicht mehr moderne Schiffe aufnehmen. Eine andere Stellschraube stelle die Aufhebung des Freihafenstatus in Hamburg dar, der für das Binnenschiff mit erheblichen operativen Sonderbelastungen – vor allem bei den Öffnungszeiten der Zollabfertigungsstation – verbunden sei. Nicht zu unterschätzen sei auch das Thema Kostenbelastung beim Binnenschiffsumschlag. So schlage die Beladung eines LKW mit einem Container mit rund 45 Euro zu Buche. Für denselben Container fallen beim Binnenschiff jedoch zwischen 65 bis zu 100 Euro an. Damit werde die Wettbewerbsfähigkeit des Binnenschiffs gegenüber Bahn und Lkw erheblich geschwächt. (eha)
Senat will mehr Binnenschifffahrt im Hafen Hamburg
Neue Studie zur Stärkung der Hinterlandverkehre in der Hansestadt vorgestellt