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Rheinland-Pfalz: Diskussion um weitere Rheinbrücken entfacht

21.04.2016 09:07 Uhr
Rheinland-Pfalz: Diskussion um weitere Rheinbrücken entfacht
Im vergangenen Jahr musste die Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden gesperrt werden - Die Folge: Verkehrschaos
© Foto: Picture Alliance/dpa/ Boris Roessler

Nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz verschieben sich die politischen Gewichte zugunsten der Pläne für neue Brücken über den Rhein. Es bleiben aber viele Fragezeichen.

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Mainz. Die geheimen Ampel-Koalitionsverhandlungen in Rheinland-Pfalz beflügeln Brückenfans. Auf 150 Rheinkilometern zwischen Koblenz und Worms gibt es nur drei Autobrücken - alle bei Mainz und Wiesbaden. Schon seit Jahrzehnten sind weitere Brücken in der Diskussion. Nach der Landtagswahl haben sich nun SPD und FDP gegen die arg gerupften Grünen offensichtlich durchgesetzt. Die von der Ökopartei 2011 erreichte Blockade einer Mittelrheinbrücke bei der Loreley ist wohl aufgehoben, wie es im politischen Mainz heißt. Auch ist von einer Machbarkeitsstudie für eine Brücke zwischen Bingen und Rüdesheim die Rede - und ohnehin von einer zweiten Rheinquerung zwischen Wörth und Karlsruhe. Doch stets bleiben große Fragezeichen.

So muss zunächst die Basis der Grünen in einer Urabstimmung dem geplanten rot-gelb-grünen Koalitionsvertrag samt Verkehrsprojekten zustimmen. Eine Rolle spielt auch der Naturschutz und im Welterbe Oberes Mittelrheintal zusätzlich die Unesco. Ungewiss erscheint vor allem aber die Finanzierung im tief verschuldeten Rheinland-Pfalz. Für eine Mittelrheinbrücke zwischen St. Goar und St. Goarshausen zum Beispiel sind Summen bis zu 100 Millionen Euro im Gespräch.

„Keine überregionale Bedeutung“

Der Trierer Verkehrsexperte Heiner Monheim sagt, er glaube nicht an ihren Bau in den kommenden Jahren. „Größere Straßenbrücken kann man eigentlich nur noch finanzieren, wenn sie Fernverkehrsprojekte sind“, erklärt der emeritierte Geografieprofessor. Das ist am weltberühmten Loreley-Felsen nicht der Fall. Einer Prognose von 2009 zufolge würden hier laut dem Verkehrsministerium in Mainz nur höchstens 7000 Fahrzeuge pro Tag eine Brücke nutzen. Diese hätte keine überregionale Bedeutung.

Für eine Mittelrheinbrücke hat es vor 2011 schon einen europaweiten Wettbewerb mit einem leicht s-förmigen Siegerentwurf gegeben. Die Befürworter wollen zwei Wirtschaftsräume verbinden und den Bevölkerungsschwund im Welterbetal stoppen. Derzeit fahren zwischen Mainz und Koblenz auf 80 Flusskilometern nur Fähren über den Rhein. Die CDU im Landtag fordert nun ein „klares Bekenntnis, klaren Planungsauftrag, klaren Fahrplan“ für eine Mittelrheinbrücke.

Die Bürgerinitiative Rheinpassagen betont dagegen, Fähren seien „umweltfreundlicher, flexibler, erheblich billiger und vor allem absolut welterbeverträglich“. Gegner erinnern auch an das Elbtal Dresden, das wegen eines Brückenbaus den Welterbetitel verloren hat. Der Chef der Loreley-Fähre, Klaus Hammerl, verweist auf eine 2000-jährige Fährtradition zurück bis zu den Römern im heutigen Welterbetal, wo 2031 auch eine Bundesgartenschau (Buga) angestrebt wird. „Bei einem Brückenbau ginge nicht nur unser Fährbetrieb kaputt, sondern auch die Nachbarfähren“, sagt er. Monheim fordert mehr Fantasie: Für Fußgänger könnten wie in Koblenz auch Seilbahnen über den Rhein gebaut werden. „Das ist viel billiger als ein Brückenbau.“

Nadelöhr Mainz

Laut dem Binger SPD-Landtagsabgeordneten Michael Hüttner müssten die Rhein-Main-Pendlerregion und das Nadelöhr Mainz mit einer neuen Rheinquerung entlastet werden. Doch einer Brücke über die wertvollen Rheinauen bei Bingen steht laut dem Kreis Mainz-Bingen das EU-Naturschutzrecht entgegen. Die örtliche SPD schlägt daher den Bau eines Tunnels vor. Der wäre teurer als eine Brücke. Eine Prognose von 2015 geht hier am Rhein von maximal 11.700 Fahrzeugen pro Tag aus.

Ein alter Zankapfel ist auch eine zweite Rheinbrücke zwischen dem pfälzischen Wörth und dem baden-württembergischen Karlsruhe. Die einzige Querung aus dem Jahr 1966 ächzt unter Staus. Erst am vergangenen Sonntag kam es hier wieder zu einer Demonstration für eine zweite Rheinbrücke. Doch auch hier sieht es mit Gegnern wie Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) und dem Bundesrechnungshof nicht nach einem baldigen ersten Spatenstich aus. Immerhin geht hier eine Prognose von 26.500 Fahrzeugen am Tag aus.

Die rheinland-pfälzische FDP hat in ihrem Wahlprogramm sogar noch eine vierte neue Rheinbrücke zwischen Nierstein und dem hessischen Trebur gefordert. Auch hier sind frühere Pläne bereits gescheitert - etwa wegen der Folgen für die Umwelt und Vorbehalten hessischer Kommunen. Dieses Projekt mit einst 16.000 geschätzten Fahrzeugen pro Tag scheint kein großes Thema der Koalitionsverhandlungen zu sein. (dpa)

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KOMMENTARE


Wolfgang Trantow

22.04.2016 - 08:26 Uhr

Bei vielen Politiker ist das Ziel wohl: Brückenbau verhinden. Keine menschlichen Begegnungen zu lassen. Man sehe nur die Verbindungen Deutschland - Polens über die Oder.


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