Warschau. Die Polnische Wirtschaftskammer für Landtransporte (IGTL) hat dem polnischen Schienennetz-Betreiber PKP PLK schwere Versäumnisse vorgeworfen, die zum Verlust von bis zu 40 Milliarden Zloty (knapp 10 Milliarden Euro) an EU-Finanzierungshilfen führen könnten. PKP PLK verwahrte sich in einer deutlichen Stellungnahme gegen die Anschuldigungen und bezeichnete sie als „verlogen“. Es geht um das EU-Budget 2014-2020, aus dem die besagten 40 Milliarden Zloty für die Entwicklung des Schienennetzes in Polen zur Verfügung stehen. Bisher sei fast kein Cent davon genutzt und kein Projekt angefasst worden, warnt die IGTL.
Zwar geht niemand davon aus, dass in den nächsten 5 oder 6 Jahren kein einziges Projekt auf die Beine gestellt wird. Die Kammer will aber deutlich machen, welches Volumen auf dem Spiel steht, wenn die Herangehensweise weiter so unprofessionell bleibe. PKP PLK reagierte auf die Vorwürfe in einer Erklärung, die vom Branchendienst Rynek Kolejowy veröffentlicht wurde. Die Lage sei genau umgekehrt: Die Bahnen können bis 2020 nicht 40 Milliarden Zloty verlieren, sondern genau diesen Betrag gewinnen. Auch den Vorwurf der IGTL, die Vorbereitungszeit von Investitionen dauere länger als die eigentliche Realisierung eines Projektes, will der Verwalter des polnischen Schienennetzes nicht gelten lassen. Dies überrasche keinen Experten und sei üblich in der gesamten Infrastruktur-Branche. Auch habe man sehr wohl bereits mehrere Projekte im Rahmen der EU-Finanzierung von 2014 bis 2020 unterschrieben. Allerdings räumte das Unternehmen ein, dies sei erst in den letzten Wochen geschehen.
Die IGTL verweist im Gegenzug darauf, dass beispielsweise die für den Straßenbau zuständige Behörde GDKKiA bereits gut ein Viertel des im selben Zeitraum aus Brüssel zur Verfügung stehenden Geldes in Verträge eingebunden habe. (dpa)