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Petitionsausschuss fordert Strafen für Autobahn-Nomaden

04.11.2015 11:09 Uhr
Petitionsausschuss fordert Strafen für Autobahn-Nomaden
Der Petitionsausschuss hat Kritik einer Gewerkschaft und eines Transportverbandes am Fahrpersonalgesetz an die Bundesregierung weitergegeben
© Foto: Picture Alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

FpersG auf dem Prüfstand: Das „parlamentarische Sprachrohr der Bürger“ will verhindern, dass Berufskraftfahrer ihre regelmäßige wöchentliche Ruhezeit im Lkw verbringen.

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Berlin. Der Petitionsausschuss des Bundestages will verhindern, dass Berufskraftfahrer ihre regelmäßigen wöchentlichen Ruhezeiten in ihrem Lkw verbringen. In der Sitzung am Mittwochmorgen beschlossen die Abgeordneten einstimmig, vier Petition mit der Forderung nach einer bußgeldbewährten Verbotsregelung für oben genanntes Verhalten mit dem zweithöchsten Votum „zur Erwägung“ an das Bundesverkehrsministerium zu überweisen, den Fraktionen des Bundestags zur Kenntnis zu geben und dem Europäischen Parlament zuzuleiten.

Der Petitionsausschuss beschäftigt sich mit Eingaben von Bürgern, die Anregungen für Änderungen bestehender Gesetze haben. Dort landen also Schreiben mit einer Bitte oder Beschwerde an den Bundestag. Der Ausschuss prüft diese Petitionen und berät, ob die Gesetze das beabsichtigte Ziel erreichen oder zu neuen Problemen führen und daher noch einmal überarbeitet werden sollten. In diesem Fall haben zwei Privatpersonen, eine Gewerkschaft und ein Transportverband das Verbringen der regelmäßigen wöchentlichen Ruhezeiten im Fahrzeug als „sozialer Missstand“ angeprangert, der abgeschafft werden müsse.

Petenten beklagen Zustände an den Autobahnen

Im erst Anfang dieses Jahres geänderten Fahrpersonalgesetz (FPersG) fehlen bisher Bußgeldandrohungen. Die Petenten verweisen darauf, dass es zu Wettbewerbsverzerrungen im Güterverkehr führe, wenn Fahrer ihre wöchentlichen Ruhezeiten im Lkw verbringen. Vor allem osteuropäische Transportunternehmen ließen ihre Fahrer „wochen- und monatelang im Fahrzeug“. Aus Sicht der Petenten ist es auch unter sozialen Gesichtspunkten „unerträglich, zuzusehen, wie Menschen, getrennt von ihren Familien, über einen so langen Zeitraum im engen Führerhaus eines Lkw leben“.

Der Petitionsausschuss sieht angesichts dieses modernen Nomadentums an den Autobahnen und, weil es kein konkretes Verbot in den europäischen Regelungen zur Kabotage gibt, Handlungsbedarf. Ein regelmäßiges Verbringen der wöchentlichen Ruhezeiten im Fahrzeug sei für die Fahrer nicht zumutbar, „selbst wenn im Fahrzeug geeignete Schlafmöglichkeiten vorhanden sind“, heißt es in der Vorlage. Nach Meinung der Abgeordneten steht auch die diesbezügliche EU-Verordnung einem nationalen, bußgeldbewährten Verbot nicht entgegen.

Bereits der Bundesrat hatte ein Verbot gefordert

Frankreich und Belgien, so heißt es weiter, hätten schon derartige Regelungen. Insofern sei es zu begrüßen, dass die Bundesregierung analog dazu eine Neuregelung in der FPersG anstrebe. Eine nationalen Regelung, so urteilt der Petitionsausschuss, sei vor allem dann zu befürworten, wenn das Zustandekommen einer europäische Regelung zu viel Zeit beanspruchen würde.  Ein Verbot des Verbringens der regelmäßigen wöchentlichen Ruhezeit im Fahrzeug hatte bereits der Bundesrat vor der Änderung des FpersG vergangenen Winter gefordert, war damit aber nicht durchgekommen.

Die Bundesregierung hat nach der Überweisung der Petitionen sechs Wochen Zeit, zu antworten. Sie kann erklären, warum sie die derzeitigen Vorschriften in Deutschland zu den Ruhezeiten von Lkw-Fahrern für ausreichend hält. Es ist aber auch möglich, dass sie dem Bundesverkehrsministerium den Auftrag erteilt, beim FpersG nachzubessern. Die Bundesregierung hatte den besagten Vorschlag des Bundesrates vor gut einem Jahr nicht aufgenommen, sondern auf die derzeitigen Bemühungen in Brüssel verwiesen. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc will nächstes Jahr das sogenannte Road Package vorlegen, mit dem der bestehende Rechtsrahmen für den europäischen Güterverkehr auf der Straße aktualisiert werden soll. (ag)

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KOMMENTARE


Roger Mohns

04.11.2015 - 12:42 Uhr

Das ist eine gute Idee, dass die Fahrer ihre Wochenruhezeit nicht im LKW verbringen. Aber haben die schon mal drüber nachgedacht, wo sie dann schlafen sollen? Bitte baut doch Hotels an die Autobahn und noch 100% mehr Parkplätze. Das ganze Problem würde sich aber erledigen wenn die BAG die Kabotage richtig kontrollieren würde.Ich sehe zur Zeit kaum noch Fahrzeuge der BAG!wo schlafen sie denn? Am Anfang der Maut habe ich jede Stunde welche gesehen,heute nur noch einmal im Monat. Die Kabotage hat auch jede Menge Deutsche Fahrerstellen abgebaut und im zusammenhang mit Einführung der Fahrerkarte ist es auch teilweise unmöglich nach Hause zu fahren. Sagen sie mal einem Lokführer der Bahn er soll sich auf dem Abstellgleis das Wochenende vergnügen.Er wir ihnen einen Vogel zeigen.


Stefan Christodt

04.11.2015 - 12:52 Uhr

Es ist sicher wünschenswert wenn die Fahrer die wöchentliche Ruhezeit nicht im LKW verbringen (müssen). Ein Verbot in der Form aber führt nur dazu, das in Gewerbegebieten Wohncontainer aufgestellt werden, darin Etagenbetten mit 16 Schlafgelegenheiten, Dusche und Toilette und der Fahrer kann darin das Wochenende verbringen. Das kann aber nicht das Ziel sein. So bleiben gerade die Osteuropäer weiterhin monatelang unterwegs und von der Familie getrennt. Eine regelmässigere Rückkehr des LKW zum Unternehmensstandort oder Heimatort des Fahrers käme der Sache schon näher. Aber auch da würden die Firmen Mittel und Wege finden und z.B. Niederlassungen in der genannten Form gründen. Und den Kollegen kann man keinen Vorwurf machen, sie verdienen ihr Geld damit weil es zuhause gar keine Arbeit gibt. Bleibt alleine die Moral der Auftraggeber etwas mehr auszugeben und dafür menschenwürdige Bedingungen zu fordern. Aber - Geiz ist geil, auch in Branchen die eine entsprechende Marge erwirtschaften.


Christian Rumpf

04.11.2015 - 19:53 Uhr

Ich glaube nicht, das in Gewerbegebieten Wohncontainer aufgestellt werden.Das Problem wird eher verlagert. Wenn die Osteuropäischen Fahrer halt nicht mehr in Deutschland "campieren" dürfen, dann bleiben Sie halt in Ländern stehen wo Sie es dürfen. Und davon gibt es ja noch ein paar....Ebenso sehe ich das Problem, das hier immer noch das Nötige Personal fehlt, um die Kontrollen durch zu führen und auch die Bußgeldbescheide zu schreiben und zu verschicken...


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