Frankfurt. All Nippon Airways Cargo wird der erste strategische Bündnispartner von Lufthansa Cargo für gemeinsame Frachttransporte. Das hat die VerkehrsRundschau aus sicheren Quellen erfahren. Offiziell soll die Partnerschaft allerdings erst im Laufe dieses Sommers verkündet werden. Es handelt sich um einen bilateralen Pakt, der sich fundamental von dem Großbündnis SkyTeam Cargo um Air France-KLM-Martinair, Delta, Korean Cargo und zahlreichen weiteren Mitgliedern oder auch der früheren Allianz WOW mit der LH Cargo sowie den Frachtdivisionen von SAS, JAL und Singapore Airlines unterscheidet.
Nach der Vereinbarung mit der japanischen ANA sollen Zweiterbündnisse der LH Cargo mit anderen Passagiergesellschaften für die gemeinsame Beförderung von Frachtsendungen folgen. Dadurch soll nachhaltiges Wachstum erzielt und neue Märkte erschlossen werden. Kosteneinsparungen spielen nach Informationen der VerkehrsRundschau dabei nur eine Nebenrolle.
Bilaterale Bündnisse mit Passagierfluglinien zwecks gemeinsamer Kapazitätsnutzung sind Teil der Strategie „Lufthansa Cargo 2020“, zu der auch der Neubau eines Frachtzentrums auf dem Frankfurter Flughafen oder die komplette Modernisierung der IT-Struktur gehören. Diesbezüglich spielt das Thema Einsparungen zur Gewinnoptimierung nur eine untergeordnete Nebenrolle.
Angestrebte Partnerschaften mit Airlines, deren vorrangiges Ziel es ist, Fluggäste zu befördern, verkündete der Vorstand der LH Cargo bereits vor gut drei Jahren. Schließlich wurde auf der Bilanzpressekonferenz der Gesellschaft am 25. März dieses Jahres der Sommer als Zeitraum für die Bekanntgabe der ersten Allianz zwischen einer Passagierlinie und der Lufthansa Cargo zwecks gemeinsamer Frachtpolitik genannt.
ANA ergänzt Angebot der Lufthansa Cargo
Dass die ANA der erste Partner der Lufthansa-Frachttochter wird, hat mehrere Gründe: Die Tokioter Gesellschaft ist ebenso wie die Lufthansa Mitglied in der Star Allianz, innerhalb derer beide Gesellschaften eng zusammenarbeiten. Sie verfügt zwar über mehrere Boeing 767-Frachter, setzt diese aber vorwiegend auf innerjapanischen Routen und zu Zielen in Ostasien ein. Die Gesellschaft betreibt ein dichtes innerjapanisches Flugnetz und ist einer der wichtigsten Kapazitätsanbieter im Großraum Asien/Pazifik. So gesehen deckt sie einen Markt ab, den Lufthansa Cargo mit eigenen Flügen nur begrenzt bedienen kann.
Gleiches gilt aus Sicht von ANA für Partner Lufthansa Cargo, die neben dem Betrieb ihrer eigenen vierzehn MD-11Frachter und drei Boeing 777F direkten Zugriff auf die Unterflurkapazitäten der Verkehrsflugzeuge des Mutterkonzerns LH für die Mitnahme von Sendungen hat.Als Ergebnis des bevorstehenden Paktes erweitern beide Gesellschaften sowohl ihre Präsenz auf wichtigen Märkten als auch ihr internationales Netzwerk. Ob auch transpazifische Flüge der ANA Teil des Kooperationsabkommens sind, ist derzeit unklar.
Auf Anfrage der VerkehrsRundschau sagte ein Pressevertreter der LH Cargo, dass sein Unternehmen zu dem gesamten Themenkomplex keine Stellungnahme abgeben werde. Man beteilige sich nicht an Spekulationen, so die Aussage. (hs)