Brüssel. Zwanzig Jahre nach der Liberalisierung des Gütertransportes auf der Schiene führt der kombinierte Verkehr in Europa weiter ein Schattendasein. Das geht aus einer Untersuchung der EU-Kommission hervor, die in der letzten Woche in Brüssel veröffentlicht wurde. Während es in den USA seit den 80er Jahren zu einer Renaissance des Schienengütertransportes gekommen sei, dominiere in Europa weiter der Lkw. Der kombinierte Verkehr mache nur 9 Prozent des gesamten EU-Güterverkehrs an Land aus. Davon wiederum entfallen nach der Untersuchung nur 22 Prozent auf die Schiene, das ist weniger als die Hälfte des vergleichbaren Anteils in den USA.
Schlechtes Angebot, geringe Qualität
Obwohl der kombinierte Verkehr politisch begünstigt werde, machten nur wenig Kunden davon Gebrauch. Die Experten der Kommission führen das vor allem auf die mangelhafte Qualität zurück und den mangelnden Willen der Anbieter, in die Verbesserung des Angebotes zu investieren. Die Bahn bleibe im kombinierten Verkehr auch deswegen hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil die Infrastrukturbetreiber nicht vollständig von den Güterbahnen getrennt seien und die Interoperabilität nicht gewährleistet sei. Ein weiteres Problem bestehe darin, dass die Daten für eine reibungslose Abwicklung des kombinierten Verkehrs weder systematisch gesammelt würden noch eine Infrastruktur für die Übermittlung vorhanden sei.
Die Experten empfehlen deswegen, die EU-Richtlinie über den kombinierten Verkehr nachzubessern und konsequenter umzusetzen. Entscheidend sei der Aufbau eines Datennetzes, mit dem die notwendigen Informationen zeitnah erhoben und allen Beteiligten in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden könnten. (tw)