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Interview: "Luxemburg - Logistik ohne Streiks"

30.11.2016 12:53 Uhr
Interview: "Luxemburg - Logistik ohne Streiks"
Malik Zeniti ist Manager des „Cluster for Logistics Luxembourg”
© Foto: Cluster for Logistics Luxembourg

Als letztes Land in unserer kleinen Serie über Logistik in den Benelux-Staaten kommt heute Luxemburg an die Reihe. Im Gespräch: Malik Zeniti, Manager des Cluster for Logistics Luxembourg.

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Die Benelux-Staaten Belgien, Niederlande und Luxemburg sind wahre Gippfelstürmer, wenn es um die Logistik geht. Als unmittelbare Nachbarn von Deutschland sind sie als Wettbewerber wie auch als potenzieller Standort für hiesige Unternehmen interessant. Als drittes und letztes Land unserer kleinen Onlineserie steht heute Luxemburg im Mittelpunkt. Malik Zeniti ist Manager des „Cluster for Logistics Luxembourg” und spricht offen über Stärken und Schwächen seines Standortes.

VerkehrsRundschau: Herr Zeniti, was sind die Stärken des Logistikstandorts Luxemburg?
Malik Zeneti: Luxemburg hat eine effiziente Infrastruktur für Logistik beruhend auf drei Plattformen, die auf intermodale Transporte setzen und in einem Umkreis von 30 Kilometern liegen. Bettemburg ist unser Schienenhub, Findel ist als Nummer sieben der europäischen Frachtflughäfen, und der Binnenhafen Mertert verbindet Luxemburg mit den Nordseehäfen. Dazu ist Luxemburg weltweit bestens aufgestellt für die Verarbeitung von Daten, dem Rohstoff der Zukunft. Hier werden die Leistungen mit dem Bau eines einmaligen Hochgeschwindigkeitsrechners für Europa ausgebaut.

Wo gibt es Schwachstellen?
Die Straßeninfrastruktur ist zwar modern, aber das steigende Verkehrsaufkommen in einem europäischen Durchgangsland fordert eine kontinuierliche Verbesserung des Transportflusses und stellt einen immer größeren Posten und eine Priorität im Staatshaushalt dar. Ausbaufähig bleiben Lagerverfügbarkeiten. An dem Problem wird gearbeitet.

Warum ist ein so kleines Land wie Luxemburg so gut in Logistik?
Luxemburg ist schon immer international ausgerichtet, mit Europa als Heimmarkt. Für uns bedeutet „Export”, Waren aus Europa in andere Weltregionen zu befördern. Dadurch entstand eine Vielzahl von vielsprachigen und effizienten Dienstleistungen für Logistiker und Verlader. Im Logistik-Ranking der Weltbank belegt Luxemburg den zweiten Platz und hat erst im Fotofinish mit 0.01 Punkten Vorsprung Deutschland Platz eins überlassen müssen. Wie schon 2014 konnte Luxemburg den ersten Rang in den Kategorien „Pünktlichkeit“ und „Organisation von Warenlieferungen zu wettbewerbsfähigen Preisen“ erreichen. Schnelligkeit und Wettbewerbsfähigkeit sind im Wettbewerb mit Belgien und den Niederlanden ein wesentlicher Differenzierungspunkt.

Wird Logistik politisch gefördert?
Das Wirtschaftsministerium in Luxemburg unterstützt Unternehmen, um neue Aktivitäten in Luxemburg auf- oder auszubauen. Alle Hilfen sind projektgebunden. Dabei geht es um längerfristige Investitionen, die durch die hervorragende IT Strukturen und geographische Nähe zu vielen Märkten Sinn machen.

Welche Vorteile bietet Luxemburg deutschen Unternehmen?
Für viele deutsche und globale Unternehmen ist ein Umzug nach Luxemburg eine Internationalisierung, da Luxemburg ein international aufstelltes und ausgerichtetes Portal für Import und Export von und nach Europa darstellt. Die internationale Ausrichtung und multikulturellen Arbeitskräfte sind wichtige Aspekte. Für Logistikakteure sind internationale Erfahrung, niedrige Abgaben, gute Löhne und beste Aufstiegschancen sehr motivierend, was den Erfolg der Niederlassung von Firmen wie Ferrero oder Amazon erklärt. Man kann bei uns Talente einfacher anziehen, als in mancher Provinz, und profitiert von einem Umfeld ohne Beeinträchtigung durch Streiks, was für Transport und Logistik entscheidend ist, auch im Hinblick auf den E-Commerce.

Was muss ein deutsches Unternehmen an lokalen Gegebenheiten beachten, wenn es eine Niederlassung in Luxemburg gründen möchte?
Ein Unternehmen zu gründen ist oft einfacher und unkomplizierter als in Deutschland. Es gibt eine zentrale Anlaufstelle, das House of Entrepreneurship. Eine Ansiedlung in Luxemburg erfordert jedoch eine internationale Aufstellung, um erfolgreich zu sein. Mehrsprachigkeit, vor allem Englischkenntnisse, ist erwünscht.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Luxemburg will die Aktivitäten ausbauen, die einen Mehrwert darstellen. Dabei geht es um Multimodalität und neue Nischen. Der in Benelux eingeführte elektronische Frachtbrief wird vermehrt Anwendung finden, die Schnelligkeit in Westeuropa fördern und Kosten senken. Der Flughafen hat sich für die Pharmalogistik exzellent positioniert, in Fast Track Kanes für den Perishables-Bereich investiert und baut diese Aktivitäten stetig qualitativ aus. Die Digitalisierung und der E-Commerce hinterlassen schon heute durch Amazon und andere E-Händler ihre Spuren in Luxemburg.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Korrespondent Kay Wagner.

Mehr zum Thema Logistik in den Benelux-Staaten lesen Sie in der aktuellen VerkehrsRundschau 47/2016 vom 25. November 2016.

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