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Interview: "Die Türkei ist kein Hochrisikoland"

16.08.2016 11:32 Uhr
Interview: "Die Türkei ist kein Hochrisikoland"
Thorsten Reichel, Director Road Continent bei Hoyer und Managing Director der Hoyer-Tochter Aktifsped (Türkei)
© Foto: Hoyer

Thorsten Reichel, Managing Director der türkischen Hoyer-Tochter Aktifsped über den Putschversuch und die Auswirkungen auf das Geschäft.

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VerkehrsRundschau: Welche Folgen hat der Militärputsch in der Türkei?
Thorsten Reichel:
Für die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei ist der Putsch von Nachteil. Aber derzeit sehen wir keine Tendenzen, dass das Volumen einbricht. Das Geschäft läuft angesichts der Sommerzeit verhalten, aber alles ganz normal wie die letzten Jahre auch.

Hat Hoyer eine eigene Niederlassung in der Türkei?
Ja. Wir sind mit 51 Prozent an der Spedition Aktifsped beteiligt. Die hat ihren Sitz in Gebze, einem Ortsteil von Istanbul. Von dort aus wickeln wir den Vor- und Nachlauf im Kombinierten Verkehr ab, haben unseren Aktionsradius aber auch auf nationale Verkehre erweitert. Außerdem ist es unser Ziel, über Aktifsped Verkehre in den Iran und in den Irak zu organisieren. Derzeit beschäftigen wir 50 Mitarbeiter und verfügen über 30 eigene Fahrzeuge.

Wie haben Ihre Mitarbeiter vor Ort den Putsch erlebt?
Ich war zu dem Zeitpunkt in der Türkei im Urlaub und habe gleich meinen Geschäftsführerkollegen angerufen. Aber zum Glück war keiner unserer Mitarbeiter in Auseinandersetzungen verwickelt.

Welche Konsequenzen zieht Hoyer aus dem Putsch?
Wir halten an unserer Strategie fest. Bei uns steht die Langfristigkeit des Geschäfts im Fokus.
Der Tourismus in der Türkei – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – leidet bereits.

Ist mit wirtschaftlichen Einbußen zu rechnen?
Die Produzenten von brauner und weißer Ware, die Bauindustrie et cetera müssen sicher mit Einbußen rechnen, wenn weniger Hotels gebaut werden. Da sind unsere Kunden und wir indirekt von abhängig. Unsicher ist auch, wie sich das Zinsniveau in der Türkei entwickelt. Das sind Entwicklungen, die man genau beobachten muss.

Sind Sanktionen vonseiten des Westens zu befürchten wie im Falle Russlands?
Das ist vorstellbar. Aber Russland ist trotzdem ein anderer Fall: Da hat ein Land Teile eines anderen Landes annektiert. Ich glaube daher nicht, dass es im Fall der Türkei so weit kommt. Derzeit schwappen die Emotionen hoch, in der Türkei wie auch in der EU. Aber ich bin jetzt schon seit über 15 Jahren in der Türkei geschäftlich tätig und es hat immer wieder Unruhen gegeben, doch die Lage hat sich auch immer wieder beruhigt.

Die Ratingagentur Standard & Poor´s hat die Türkei als Hochrisikoland eingestuft. Würden Sie das auch so einschätzen?

Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien eine Ratingagentur eine Beurteilung vornimmt. Wir sind dort seit Jahrzehnten tätig, haben gute Erfahrungen gemacht und würden die Türkei nicht als Hochrisikoland einstufen – weder für unsere Investitionen noch für unsere Mitarbeiter.

Wird Hoyer das eine oder andere Vorhaben zeitlich verschieben oder ganz aussetzen?
Im Moment gibt es bei uns kein Projekt, das wir deshalb auf Eis gelegt haben. Uns geht es vielmehr um eine kontinuierliche Weiterentwicklung in der Türkei. Daran werden wir festhalten, trotz des Militärputsches.

Wann ist der Punkt erreicht, wo Hoyer sagen würde: Wir können hier aus ethischen Gründen nicht mehr weitermachen?
Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass hier auch schon mal gerne mit den Säbeln gerasselt wird, aber die Taten, die danach folgen, andere sind. Aber keine Frage, man muss die Lage genau beobachten. Das tun wir und Stand heute sehen wir unsere ethischen Maßstäbe nicht überschritten.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteur Michael Cordes.

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