-- Anzeige --

Interview: "Der Markt wird immer volatiler"

19.02.2016 15:49 Uhr
Interview: "Der Markt wird immer volatiler"
David Walther, Unternehmensberater bei der SVG Bundeszentralgenossenschaft Straßenverkehr
© Foto: SVG

Die Zahl der Insolvenzen im Straßengüterverkehr ist seit 2008 rückläufig. David Walther, Unternehmensberater bei der SVG, erklärt, warum das Tal der Tränen aber noch nicht durchschritten ist.

-- Anzeige --

Die Zahl der Insolvenzen im Straßengüterverkehr ist seit 2008 rückläufig. Ist das Tal der Tränen jetzt durchschritten?

Nein. Das Transportgewerbe ist seit jeher eine Branche mit hohen Ausfallzahlen im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren. Von Entspannung kann da keine Rede sein. Aber wir beobachten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.

Was sind die Gründe dafür?

Da gibt es mehrere: zum einen die bessere Auftragslage. 2014 und 2015 waren zwei Jahre mit einem hohen Wirtschaftswachstum. Das hat auch die Konjunktur in der Transportwirtschaft angekurbelt. Die Unternehmen haben davon in Form einer besseren Auslastung profitiert. Und natürlich hat auch der niedrige Dieselpreis die finanzielle Lage in vielen Transportunternehmen verbessert.

Aber führt der Dieselfloater nicht dazu, dass die Dieselkosten für die Fuhrunternehmen ein durchlaufender Posten sind und damit keine Rolle spielen?

Das stimmt nur bedingt. Zum einen haben laut unseren Erfahrungen nur etwa 80 Prozent der Transportbetriebe einen Floater mit ihren Kunden vereinbart. 20 Prozent profitieren also direkt vom niedrigen Dieselpreis. Zum anderen kommt es auf die Vereinbarungen zum Floater an, zum Beispiel, an welchen Basispreis er gekoppelt ist. Nach unseren Zahlen liegt der Anteil der Dieselkosten am Nettoumsatz bei reinen Frachtdienstleistern derzeit zwischen 22 und 23 Prozent. Vor drei Jahren waren es noch rund 27 Prozent. Das kann eine Rentabilitätsverbesserung von ein bis zwei Prozent ausmachen.

Also doch eine Verbesserung der finanziellen Lage in der Branche.

Das kann man so pauschal nicht sagen. Denn andere Kosten legen zu. Nach unseren Kennzahlen steigen die Personalkosten um 2,5 bis 3,5 Prozent pro Jahr. Aber in Summe ist eine leichte Entspannung zu beobachten.

Gibt es Bereiche, die vom Aufwärtstrend noch nicht so richtig etwas spüren?

Es kommt sehr auf das jeweilige Unternehmen an. Häufig wird kleineren Firmen nachgesagt, sie hätten es schwerer, weil sie nicht so leicht in die Kontraktlogistik einsteigen können. Dem würde ich widersprechen: Wer sich ein gutes Netzwerk aufgebaut hat und bereit ist, mit Partnern Leistungen anzubieten – eine Entwicklung, die immer mehr an Bedeutung gewinnt – der kann auch als kleinerer Betrieb erfolgreich sein. Und je komplexer das Transportgut ist, desto höher ist die Marge. Wer hingegen nur standardisierte Paletten transportiert, wird sich auf Dauer schwertun, sich gegen die Stückgutnetzwerke zu behaupten.

Hält der Aufwärtstrend in der Branche an?
Das ist schwierig zu prognostizieren. Denn der Markt wird immer volatiler. Das lässt sich zum Beispiel an den Dieselpreisen festmachen, die von Woche zu Woche stark schwanken können. Aber auch gesamtwirtschaftlich nehmen die Unsicherheiten zu. Das betrifft auch die Unternehmen: Die müssen sich mehr um Risikovorsorge und Prävention kümmern und ihr Controlling entsprechend verbessern.

Ist zu befürchten, dass die Insolvenzen im Transportgewerbe wieder klettern, wenn Öl und damit Diesel wieder teurer wird?

Ja. Steigende Treibstoffkosten wirken sich besonders auf die 20 Prozent der Unternehmen aus, die keinen Floater vereinbart haben. Auf sie schlägt eine solche Erhöhung voll durch. Das Gebot der Stunde ist daher, sparsam mit den Ressourcen umzugehen, um für schwierige Zeiten vorzusorgen.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteur Michael Cordes

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.