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Interview: "Amazons Einstieg ins Paketgeschäft ist nicht dramatisch"

15.12.2015 10:31 Uhr
Interview: "Amazons Einstieg ins Paketgeschäft ist nicht dramatisch"
Steht seit zwei Jahren an der Spitze von Paket- und Expressdienstleister DPD: Chief Executive Officer Boris Winkelmann
© Foto: DPD

DPD-CEO Boris Winkelmann verrät im Interview, warum Amazons eigener Zustelldienst dem Paket- und Expressdienstleister keine Angst macht.

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VerkehrsRundschau: Seit 2014 sind Sie CEO von DPD und schwören das Unternehmen vor allem auf ein Ziel ein: DPD soll bis 2018 seinen Marktanteil im Privatkundensegment (B2C) verdoppeln. Wird DPD Ihre Ziel-Vorgabe erreichen?

Boris Winkelmann: Aber ja! Wir wachsen in Deutschland beim Paketvolumen in diesem Jahr doppelt so schnell wie im Jahr zuvor. Damit wächst DPD so stark wie seit 20 Jahren nicht mehr. Ein Drittel dieses Wachstums generieren wir im Segment B2B, zwei Drittel im B2C. Die Dynamik, die wir durch unsere vielen neuen Produkte im B2C-Geschäft haben, schlägt also voll durch. Und dieses Wachstum ist profitabel. Wir generieren dieses Wachstum ja nicht um jeden Preis.

Um wie viel Prozent legt DPD in Deutschland beim Umsatz und Mengenvolumen konkret in diesem Jahr zu?

Das Gesamtjahr 2015 werden wir mit einem Volumenwachstum von rund zehn Prozent gegenüber 2014 abschließen.

Macht Ihnen Ihr Großkunde Amazon aber nicht einen dicken Strich durch die Rechnung? Der Onlinehändler steigt ja in München jetzt selbst ins Paketgeschäft ein.

Für uns ist das nicht dramatisch. Wir haben ja neben Amazon zahlreiche andere E-Commerce-Anbieter wie Ebay, Cyperport, JustFab und Home24 gewonnen. Für unser Wachstum sind wir also breit aufgestellt. Zudem hat sich Amazons Einstieg abgezeichnet. In England zum Beispiel stieg das Unternehmen schon vor zwei Jahren ins Paketgeschäft ein und stellt dort inzwischen die Hälfte seiner Pakete in Eigenregie zu. Außerdem hat sich Amazon unlängst in Frankreich an dem KEP-Dienst Colis Privé beteiligt. München ist also nur der erste Schritt. In zwei Jahren wird Amazon ein komplettes bundesweites Paketnetz in Deutschland aufgebaut haben und darüber seine Standardpakete abwickeln.

Das klingt gelassen. Immerhin soll DPD Branchenkennern zufolge durch den Amazon-Strategiewechsel jährlich Millionen Pakete verlieren. Wie gefährlich ist das für DPD?

DPD ist im B2C Premium-Anbieter. Das ist unsere Strategie, die wir vor zwei Jahren in diesem Segment für uns definiert haben. Sprich: Wir wickeln ausschließlich Amazon-Prime-Sendungen ab. Deshalb trifft uns der Einstieg von Amazon in das Standard-Paketgeschäft nicht – im Gegensatz zu Deutsche Post DHL und Hermes, die für Amazon die Standardpakete zustellen. Wie diese in diesem Segment überhaupt Geld verdienen, bleibt für uns ein Rätsel.

Wie zukunftsträchtig ist das Thema E-Commerce überhaupt noch?

Allein das Thema „Predictive Analysis“ wird den E-Commerce weiter mächtig treiben. Das sind IT-Algorithmen, mit denen sich – sehr vereinfacht formuliert – der Bedarf und das Bestellverhalten von Endkunden immer präziser vorhersagen lassen. An diesem Thema arbeitet zum Beispiel Amazon derzeit mit Hochdruck und baut dafür ein großes Team in Berlin auf. Schon in fünf bis zehn Jahren ist es vorstellbar, dass unsere Zusteller einen bestimmten Warenbestand auf Basis dieser „Predictive Analysis“ im Fahrzeug haben und erst im Verlauf ihrer Tour erfahren, an welchen Empfänger sie welche Mengen zustellen müssen. E-Commerce bleibt also ein Wachstumsthema.

Welche Wachstumsziele hat sich DPD in 2016 gesetzt?

Aufgrund der Neuabschlüsse und Dynamik in den letzten Monaten gehen wir davon aus, dass wir in 2016 in Deutschland zweistellig wachsen. Also voraussichtlich noch stärker als in diesem Jahr. Wachstum erwarten wir sowohl in unserem Kerngeschäft B2B als auch im B2C. Die Ifo-Konjunkturdaten stimmen uns da zuversichtlich, auch wenn die globalen Rahmenbedingungen sich in 2016 vermutlich schwieriger darstellen, etwa in Russland und in China.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa

Um was es geht: DPD forciert B2C-Zustellung

Im B2B-Paketgeschäft zählt DPD nach eigenen Angaben zu den führenden Paketdiensten. Unter der Ägide von DPD-Chef Boris Winkelmann startet das Unternehmen auch im Privatkundensegment (B2C) in die Offensive. So will DPD seinen Marktanteil im B2C von derzeit acht bis zehn Prozent bis 2018 auf 15 Prozent steigern. Seit 2014 fährt DPD auch für Onlinehändler Amazon. Dieser hat soeben verkündet, selbst ins Paketgeschäft einzusteigen. (eh)

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