Birmingham. Laut des Geschäftsführers der britischen Agentur Transport Intelligence John Manners-Bell, könnten Unternehmen im europäischen Straßengütertransport durch steigende Zinsraten zur Inflationsdämpfung getroffen werden. Dadurch wären zunehmende Unternehmenszusammenbrüche zu erwarten. Das sagte Manners-Bell bei der Messe Multimodal 2013 in Birmingham. Schon Anfang der 90er-Jahre hatten hohe Zinsraten katastrophale Auswirkungen auf überschuldete Unternehmen, rief Manners-Bell ins Gedächtnis zurück. „Natürlich sind viele Straßenfrachtspediteure durch das Leasing von Transportliegenschaften und Kredite zum Direktkauf hochverschuldet. Folglich sind sie durch die Veränderung von Zinsraten stark betroffen. Die geringen aktuellen Zinsraten sind ursächlich für die im Vergleich zu 2009 um 50 Prozent verringerten Konkurse“, sagte er.
Die Einzelhandelsverkäufe hätten trotz der stagnierenden Wirtschaft stetig zugenommen. Die Spediteure konnten höhere Treibstoffpreise durch höhere Tarife kompensieren. Die niedrigen Zinsraten hätten zudem die Spediteure verwöhnt. Manners-Bell erklärte, dass ein künftiger Wirtschaftsaufschwung zu steigenden Zinsraten führen könnte, um die Inflation einzudämmen. „Bisher gab es auch in der letzten Rezession keinen katastrophalen Anstieg bei den Unternehmenszusammenbrüchen kleinerer Dienstleister. Trotzdem können bestimmte Wirtschaftsbedingungen dazu führen.“ Er fügte an: „Ungeachtet der Größe der Speditionsunternehmen, erfährt die Branche momentan enorme Herausforderungen durch Verstopfungen, Wettbewerb, eine wachsende bürokratische Belastung und eine Regierung mit vielen anderen Prioritäten.“
Gemäß Manners-Bell brach das Ertragswachstum für alle bedeutenden Spediteure in 2012 gegenüber 2011 ein. Trotzdem verblieben die Gewinnmargen innerhalb der letzten zehn Jahre bei 3,5 Prozent – bis auf die Finanzkrise in 2008 und 2009, in der die Margen auf 2,5 Prozent abfielen. In den letzten Monaten breite sich die ökonomische Misere Spaniens, Italiens und Griechenlands aus. Alle bedeutenden Straßenspediteure beklagten sich derzeit über schwierige Marktbedingungen – selbst in den bisherigen Wachstumsregionen der Industrie, namentlich Deutschland, Mittel- und Osteuropa. (rup)