Hamburg. Der am Dienstag erfolgte Ausfall der Rethe-Hubbrücke am Südrand des Hamburger Hafens könnte zu einem dicken Brocken für die Hamburg Port Authority (HPA) werden. Nach VerkehrsRundschau-Informationen wird als „Worst-Case“-Szenario sogar der Einsatz eines Schwimmkranes nicht ausgeschlossen, der sich allerdings noch in Rotterdam befindet. Eine entsprechende Anfrage soll die HPA bereits nach Rotterdam geschickt haben. Seit Dienstag laufen die Sichtungs- und Reparaturarbeiten an der über 70 Jahre alten Brücke auf Hochtouren. Fachkräfte der HPA und von Spezialfirmen haben die ganze Nacht über an einer Notkonstruktion gearbeitet, um das bewegliche Brückenteil zu stabilisieren. Am Mittwoch fiel dann die Entscheidung, die Brücke in die Endlage zu fahren. Dann hat sie eine Durchfahrtshöhe von 46 Metern. Das ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass wichtige Schiffsoperationen am Donnerstag durchgeführt werden können. Zu den besonders betroffenen Hafenfirmen gehört der Futtermittelumschlag- und Lagereibetrieb Habema am Reiherstieg. Dort liegt der Bulker „Pine Arrow“. Sein Auslaufen ist jetzt für den Donnerstagmorgen geplant. Der rund 50.000 Tonnen fassende Frachter hatte bei Habema gut 27.000 Tonnen Weizen geladen. Mit dem Nachmittagshochwasser soll dann der Bulker „Atlantica“ Kurs auf den Massengutbetrieb nehmen. Für die Be- und Entladevorgänge sind mehrere Tage vorgesehen. Alle von der Sperrung direkt betroffenen Hafenunternehmen bescheinigen der HPA bei dieser Havarie ein sehr engagiertes Vorgehen. „Die Mitarbeiter sind sehr motiviert, um das Problem so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen“, erklärte der Betriebsleiter eines Umschlagunternehmens gegenüber der VerkehrsRundschau. Auch die Tatsache, dass HPA-Chef Jens Meier sofort mit Bekanntwerden des Schadens zu einer ausführlichen Ortsbesichtigung eintraf, hat großen Eindruck bei den Firmen gemacht. Neben dem Großschiffsverkehr ist von der Brückensperrung vor allem der Straßengüterverkehr von und nach dem Freihafen betroffen. Täglich passieren rund 11.000 LKW und PKW die Brücke. Der LKW-Verkehr muss jetzt den Weg über Wilhelmsburg und die Reiherstieg-Klappbrücke nehmen. Auch der Schienengüterverkehr ist betroffen. So wickelt das Tanklagerunternehmen Vopak im Hinterlandverkehr erhebliche Kesselwagentransporte ab. Ebenfalls am Dienstag stellte sich am Rande des Hamburger Hafens auch für die Norddeutsche Affinerie (NA), Europas größter Kupferproduzent, massiver Ärger mit einer wichtigen Eisenbahnbrücke ein. So habe das Unternehmen, lediglich über eine knappe E-Mail von der Deutschen Bahn erfahren, dass die für die NA wichtige Peute-Eisenbahnbrücke aufgrund von unverzichtbaren Reparaturarbeiten für vier bis sechs Wochen ausfallen werde. „Das Vorgehen und die Informationspolitik der Bahn in dieser Sache sind katastrophal“, entrüstete sich NA-Vorstandschef Bernd Drouven. Zugleich forderte er eine schnellstmögliche Reparatur der Brücke. (eha)
Hamburg: Brücken-Ärger im Doppelpack
Ausfall der Rethe-Hubbrücke soll mindestens eine Woche betragen