Nürnberg. Gut, aber nicht optimal, so könnte ein Fazit der Studie „Software zur Tourenplanung“ lauten, die die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) jüngst erstellt hat. Der Grund: Meist werden von den Systemen heuristische Algorithmen genutzt. „Die finden zwar eine möglichst gute, nicht aber die garantiert optimale Route“, sagt Thorsten Ramsauer, Mitautor der Studie. Verfahren, die die tatsächlich beste Route berechnen, eignen sich nur für eng begrenzte Probleme, beispielsweise sehr wenige Abladestellen und eine Mini-Flotte. „Mit zunehmender Komplexität steigt die benötigte Rechenzeit exponentiell an“, weiß Ramsauer. Für den Einsatz in Speditionen und Transportunternehmen sind daher heuristische Systeme die richtige Wahl.
Mit dem Zufall planen
Und eine zweite Möglichkeit sei bei einer fürs Gewerbe tauglichen Tourenplanung hilfreich: stochastische Verfahren. Sie finden die beste Tour, wenn es noch ein paar Unwägbarkeiten gibt, wenn es beispielsweise nicht sicher ist, ob noch ein Stopp dazu kommt oder nicht. Dann berücksichtigen diese Algorithmen die Eintrittswahrscheinlichkeit des fraglichen Stopps und planen die Tour so, dass der Umweg im Fall des Falles nicht zu groß wird. „Allerdings verzichten die meisten Systeme im Markt noch immer auf diese Planungsmethode “, mahnt Fraunhofer-Experte Ramsauer. Seine Arbeitsgruppe hatte zum ersten Mal vor fünf Jahren den Markt für Tourenplanungssoftware unter die Lupe genommen.
In der Zwischenzeit ist vieles besser, aber nicht perfekt geworden. Keines der im Rahmen der Studie untersuchten Systeme hat die volle Punktzahl erreicht. „Technisch sind die Systeme auf einem guten bis sehr guten Stand“, urteilt Ramsauer. Daher sei bei der Auswahl ein Abgleich zwischen den von der Software gebotenen Funktionen und den Bedürfnissen des eigenen Unternehmens entscheidend.
Zusatzfeatures kosten Geld
Neben der eigentlichen Tourenplanung ist auf der Funktionsseite noch entscheidend, dass sich die Rahmenbedingungen des Geschäfts abbilden lassen. Dazu zählen beispielsweise Zeitfenster, offene und geschlossene Touren, das separate Verplanen von Anhänger und Auflieger sowie das Berücksichtigen der eigenen Kostenstruktur. „Grundsätzlich gilt zwar: Je mehr Funktionen, je besser ist die Lösung. Die wollen aber auch bezahlt werden“, so Ramsauer. Wer das volle Programm aber nicht braucht, fahre mit einer kleineren Lösung eventuell günstiger.
40 Prozent der Tourenplanungssysteme kosten in der Basisversion zwischen 10.000 und 25.000 Euro. Ein System bietet das Preismodell vier Euro pro Tag und Fahrzeug. Mit diesen Kosten ist es laut der Studie „Software zur Tourenplanung“ von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe SCS aber nicht getan. Hinzu kommen die Ausgaben für unternehmensspezifische Anpassungen, Einführung und Schulung. Für Anpassungen berechnen die Anbieter im Durchschnitt 890 Euro pro erforderlichem Entwickler-Mann-Tag. Überraschend: Die Kosten für Schulungen liegen noch höher. Hier werden pro Tag im Durchschnitt 950 Euro fällig. Meist richten sich die Lizenzgebühren nach der Anzahl der gleichzeitigen Nutzer oder nach einer festen Benutzerzahl. (sv/ks)