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Französische Häfen: Le Havre verliert, Dunkerque legt zu

06.02.2015 11:27 Uhr
Französische Häfen: Le Havre verliert, Dunkerque legt zu
Im Containergeschäft konnte Le Havre im vergangenen Jahr einen Zuwachs verbuchen. Alle anderen Bereiche waren rückläufig
© Foto: Le Havre Port

Der nordfranzösische Hafen Le Havre hat ein schweres Jahr hinter sich. Dafür entwickelte sich der Nachbarhafen Dunkerque weiter positiv.

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Paris. Die Jahresbilanz 2014 der nordfranzösischen Häfen Le Havre und Dunkerque weist für den ersten Hafen einen leichten Umschlagrückgang um 1,3 Prozent aus, während der zweite Hafen einen Zuwachs um 8 Prozent verzeichnete. In Millionen Tonnen ausgedrückt, kam der mit Rouen und dem Pariser Binnenhafen unter dem Namen Haropa zusammengeschlossene größte französische Seehafen an der Seine-Mündung auf 89,2 Millionen Tonnen und lag damit im europäischen Ranking an fünfter Stelle hinter Rotterdam, Hamburg, Antwerpen und Bremerhaven. Der Marktanteil ging von 6,41 auf 5,87 Prozent zurück. In allen Umschlagkategorien wies der Zeiger nach unten. Nur im Containergeschäft, das auf Le Havre konzentriert ist, stieg die Menge um 4,9 Prozent auf 26,9 Millionen Tonnen.

Auch in den zwei vorangegangenen Jahren näherten sich die Zahlen kontinuierlich den Volumen der großen Konkurrenten im Norden Frankreichs an. Der in Le Havre für den Handel zuständige Hervé Cornède führt dies nicht zuletzt darauf zurück, dass die führenden Reederei-Allianzen „sämtlich bei uns festgemacht haben“. Um noch mehr Zuwachs zu bekommen, müsse der Hafen jedoch „weiter im Hinterland, in Süddeutschland oder Italien“ nach weiteren Warenmengen suchen. Auch bemühe man sich darum, „die großen Logistikunternehmen“ an den Haropa-Terminals anzusiedeln. So werde die italienische Vailog für 60 Millionen Euro am Pariser Binnenhafen Gennevilliers auf 60.000 Quadratmetern ein Lager mit zwei Etagen errichten, geleitet von Port de Paris. In drei bis vier Jahren könnten an die 500.000 Quadratmeter Hafenflächen im Haropa-Bereich mit Logistikeinrichtungen bestückt werden, schätzt Cornède.

Wirtschaftliche Gründe und das Wetter erklären übrigen Rückgang

Für den Rückgang beim übrigen Umschlag macht er wirtschaftliche ebenso wie meteorologische Gründe verantwortlich. Bei Rohöl erkläre sich die Abnahme um 1,1 Prozent auf 47 Millionen Tonnen durch den wartungsbedingten Betriebsstopp der Raffinerie in Grandpuits, die ihren Flüssigrohstoff von Le Havre bezieht, darüber hinaus habe der milde letzte Winter den privaten Heizölverbrauch vermindert. Ein Fünftel der vorjährigen Menge verlor im letzten Jahr der Bereich Trockenschüttgut, zurückzuführen auf den krisenbedingten Einbruch im französischen Bausektor und – wiederum wetterbedingt – die Halbierung der Importkohlen-Menge auf nur noch 0,9 Millionen Tonnen. In Rouen, Europas größtem Getreideexporthafen, verringerte sich die Umschlagsmenge um 1,4 Prozent auf 7,3 Millionen Tonnen. Nach einem als gut bezeichneten ersten Halbjahr knickte der Export in der zweiten Jahreshälfte ein. Algerien, der wichtigste Getreideabnehmer, hatte die Qualität des für die Brotherstellung verwendeten Getreides aus der letzten Erntekampagne als mangelhaft eingestuft.

Der strukturelle Rückgang beim lukrativen Energieumschlag hat die Kassen der Haropa-Häfen stark beeinträchtigt. Um gegenzusteuern, hat Le Havre seine seit fünf Jahren unverändert gebliebenen Hafengebühren um 1 Prozent angehoben. Alle drei hoffen zur Überwindung dieser delikaten Phase auf Mittel aus den EU-Töpfen, etwa zugunsten der Flussschifffahrt, und solchen im Zuge der zwischen Paris und den Regionen auszuhandelnden neuen Fünf-Jahres-Pläne 2015 bis 2020.

Dunkerque macht Verluste der Vergangenheit wett

Beim östlich von Le Havre gelegenen Nachbarhafen Dunkerque stand letztes Jahr die Ampel uneingeschränkt auf Grün. Der durch die vor vier Jahren erfolgte Schließung der Raffinerie des Flandres erlittene Verlust konnte dort nicht nur wettgemacht, sondern der Umschlag um acht Prozent erhöht werden. Im Gegensatz zu Le Havre verzeichneten alle Bereiche mit Ausnahme der losen Flüssigprodukte Zuwächse, allein bei Getreide um 48 Prozent auf den Rekordstand von 2,3 Millionen Tonnen. Im Containersektor konnte Dunkerque die Tonnage um 7 Prozent ausbauen, die Zahl der umgeschlagenen Einheiten stieg auf 312.000 TEU.

Die Zunahme erfolgte sowohl im internationalen als auch im Binnenlandverkehr, teilte Hafenvorstand Stéphane Raison mit. Wichtige regionale Handelsgruppen und Internetversender seien nach Dunkerque zurückgekommen. Ab Mitte Februar werden Verbesserungen im Verkehr mit Asien wirksam, der Kombitransport Richtung Paris mittels Fluss-Shuttle und Schiene wird verdoppelt und dürfte in diesem Jahr auf die Zahl von 330.000 Containern kommen. Bis 2018 peilt der Seehafen im Nord-Pas-de-Calais 500.000 Einheiten an, wofür der Quai de Flandres ausgebaut und seine Wassertiefe von 16 auf 18 Meter erweitert wird. Fast 40 Millionen Euro an Investitionen sind für dieses Jahr vorgesehen, bis 2019 insgesamt 242 Millionen. Hiervon sollen auf Neuprojekte 160 und auf den Unterhalt der bestehenden Infrastruktur 60 Millionen entfallen. Die restlichen Millionen sollen in den Schienenverkehr gesteckt werden, wie die Pariser Les Echos berichtet. (jb)

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