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Fernfahrer weist Vorwurf des versuchten Mordes zurück

11.08.2014 17:49 Uhr
Fernfahrer weist Vorwurf des versuchten Mordes zurück
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Autobahnschützen hat heute in Würzburg begonnen
© Foto: Picture Alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Der LKW-Fahrer, der für eine Serie von Schüssen auf deutschen Autobahnen verantwortlich sein soll, hat den Vorwurf des versuchten Mordes zurückgewiesen.

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Würzburg. Vor dem Landgericht Würzburg muss sich seit diesem Montag der mutmaßliche Autobahnschütze Michael Harry K. verantworten. Der ehemalige Berufskraftfahrer soll zwischen 2008 und 2013 mehr als 700 Mal vom eigenen Lenkrad aus auf andere Fahrzeuge auf deutschen Autobahnen geschossen haben. Vor allem Autotransporter hatte er im Visier. Dem Angeklagten droht wohl eine langjährige Haftstrafe.

Die Staatsanwaltschaft legt ihm rund 171 Fälle zur Last. In fünf Fällen ist Michael Harry K. wegen versuchten Mordes angeklagt. Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen warf ihm zum Prozessauftakt am Montag unter anderem vor, heimtückisch gehandelt zu haben und die Gefahr für Leib und Leben anderer zumindest billigend in Kauf genommen zu haben. Der Angeklagte beteuerte hingegen, es sei nie seine Absicht gewesen, Personen zu verletzen. Er habe lediglich Sachschäden anrichten wollen.

Irrläufer verletzte Autofahrerin lebensbedrohlich

Ein Projektil hatte im November 2009 eine Geschäftsfrau auf der A3 bei Würzburg in den Hals getroffen, sie erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Bei anderer Gelegenheit verletzte splitterndes Glas zwei Menschen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem LKW-Fahrer auch gefährliche Körperverletzung, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Waffengesetz vor.

Nach eigener Aussage hat Michael Harry K. aus Ärger und Frust auf den Straßenverkehr zur Waffe gegriffen. Der gelernte Werkzeugmacher berichtete am Montag, er sei vor vielen Jahren von einem Autotransporter auf der Autobahn abgedrängt worden. Beinahe sei es zu einem schweren Unfall gekommen. Zudem sprach er von vier Überfällen auf Rastplätzen durch andere LKW-Lenker während seiner Touren in Belgien und Frankreich.

Der Angeklagte hat den Vorwurf des versuchten Mordes aber zurückgewiesen. Er habe nicht in einem einzigen Fall in die Nähe, geschweige denn auf oder in Fahrerhäuser geschossen, sagte der 58-Jährige aus der Eifel am Montag in einer von seinem Verteidiger vorgetragenen Erklärung. Den Vorwurf, den Tod von Menschen in Kauf genommen zu haben, wies er zurück. Er räumte vor dem Landgericht Würzburg aber ein, von Herbst 2009 an auf andere Lastwagen geschossen zu haben, und bat die Opfer um Entschuldigung.

Die Schüsse betrachtete Michael Harry K. als eine Art Selbstjustiz und Genugtuung. Nach Einschätzung von Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen wollte der ehemalige Berufskraftfahrer den anderen Verkehrsteilnehmern wegen ihres Fahrverhaltens einen Denkzettel verpassen. Weil er sich für einen guten Schützen halte, sei ihm nicht in den Sinn gekommen, dass Irrläufer seiner Schüsse andere Verkehrsteilnehmer gefährden könnten, erklärte der Angeklagte.

Langjährige Ermittlung führte zum Erfolg

Die mysteriöse Serie von Schüssen auf deutschen Fernstraßen hatte jahrelang für Aufsehen gesorgt und die Ermittler in Atem gehalten. Erst eine umfangreiche Kennzeichenerfassung an betroffenen Autobahnabschnitten führte das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr auf die Fährte des LKW-Fahrers.

Bei seiner Festnahme im Juni 2013 hatte die Polizei auf seinem Grundstück in Kall zwei Pistolen der Kaliber 9 und 22 Millimeter inklusive selbst gebauter Schalldämpfer sowie einen Schießkugelschreiber gefunden. Die Waffen hatte er in einer Hecke versteckt. Zudem hatten die Beamten rund 1300 Schuss Munition entdeckt.

Der Verdächtige sitzt derzeit in Würzburg in Untersuchungshaft. Für das Verfahren vor dem Landgericht Würzburg sind insgesamt neun Verhandlungstage bis Mitte September angesetzt. Der nächste Termin ist der 18. August. (ag/dpa)

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KOMMENTARE


Wilfried Engel

12.08.2014 - 20:33 Uhr

Auch wenn ich das Verhalten von Herrn K. (ist ja fast wie bei Kaffka :-))nicht gut heissen kann, verstehen kann ich es dennoch. Es wäre schön wenn man den Angeklagten nicht nur als durchgeknallten LKW-Fahrer wahrnehmen würde, sondern auch die Umstände die dazugeführt haben mal in einer breiteren Öffentlichkeit diskutieren würde.Für Fahrer denen der Dauerstress die Nerven ruiniert hat sollte es einen einfachen und vorallem würdevollen Weg in die Berufsunfähigkeit geben.


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