Berlin. Politik und Autoindustrie feilschen weiter über Kaufprämien für Elektro-Pkw, während Nutzfahrzeuge in der Diskussion kaum eine Rolle spielen. Die Güterkraftverkehrsbranche rechnet mittelfristig nicht mit elektrisch betriebenen Lkw, allenfalls leichte Nutzfahrzeuge kann man sich im innerstädtischen Bereich mit geladenen Batterien vorstellen.
Bis März wollen Bundesregierung und Autoindustrie einen gemeinsamen Handlungsrahmen entwickeln, wie die Elektromobilität vorangebracht werden könne, betonte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel nach einem Spitzentreffen im Kanzleramt. Der SPD-Politiker befürwortet ebenso wie nach anfänglicher Ablehnung nun auch Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Kaufprämie. Im Gespräch sind 5000 Euro. Allerdings fordern sie eine Beteiligung der Autobauer, etwa bei der Entwicklung leistungsfähiger Batterien.
Zu den Teilnehmern des Autogipfels im Kanzleramt gehörte auch der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Anschließend betonte er gegenüber der VerkehrsRundschau, er sehe großes Potenzial vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen im Verteil- und Wirtschaftsverkehr in den Städten. „Künftig könnten Kuriere und Paketdienste mit elektrischen Kleintransportern liefern. Kleinere und mittelgroße Lieferfahrzeuge legen im Durchschnitt deutlich mehr Kilometer zurück als private Pkw und können so die höheren Anschaffungsausgaben über günstigere Verbrauchs- und Wartungskosten amortisieren“.
Die Transportverbände äußerten sich dagegen auf Anfrage zurückhaltend über elektrisch betriebene Lkw. Nach der derzeitigen Technik würde allein die Batterie 15 Tonnen wiegen und für eine mittlere Reichweite ausreichen, gibt Karlheinz Schmidt zu bedenken, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). „Allenfalls Hybrid-Lkw im Nahverkehrseinsatz in der unteren Gewichtsklasse sind unter Verdoppelung der Anschaffungskosten derzeit machbar“. Realistisch seien kurz- und mittelfristig elektrisch betriebene leichte Nutzfahrzeuge nur im städtischen und regionalen Verteilerverkehr, betont Christian Labrot, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL). Auf Autobahnen werde man noch länger auf Dieselantriebe angewiesen sein. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) verweist darauf, dass einzelne Unternehmen im Nahverkehr, vorwiegend im KEP-Bereich, Tests mit leichten E-Lieferfahrzeugen durchführen. Die Diskussion sei breit angelegt, eine Rolle spielten auch Oberleitungs-Lkw.
Im Verkehrsministerium hält man sich beim Thema E-Lkw bedeckt. Im mittelfristigen Blick hat man wohl eher die leichten Nutzfahrzeuge im städtischen Bereich wie Müllfahrzeuge, Taxis oder Post-Lieferfahrzeuge. (jök)