Berlin. Das Deutsche Verkehrsforum (DVF) feiert am heutigen Donnerstag sein 30-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsempfang. Wir haben mit Thomas Hailer gesprochen, der seit zwölf Jahren Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums in Berlin ist.
Das Deutsche Verkehrsforum wird 30. Was ist das Besondere an Ihrer Organisation?
Es gibt in Europa keinen anderen Verband, der alle Bereiche der Mobilitätsbranche miteinander vereint. Vom Straßen-, Schienen und Luftverkehr über die maritime Wirtschaft bis hin zu den Bau- und Finanzunternehmen bündeln wir gegenüber Politik und Öffentlichkeit die Interessen aller Beteiligten im Verkehrsbereich.
Wie unterscheidet sich das DVF von anderen Verbänden?
Wir sind der Verkehrsträger -übergreifende Mobilitätsverband der deutschen Wirtschaft und vertreten sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr.
Wer kann und wer sollte Mitglied sein?
Mitglied können Betriebe aller Größen sein. Die Marktführer fast aller genannten Bereiche sind bei uns vertreten, aber gerade der Mittelstand kann seine Interessen sehr gut in unsere Lenkungskreise einbringen. Hier können sich gerne auch noch mehr Unternehmer engagieren.
Was bieten Sie Ihren Mitgliedern?
Neben der politischen Gestaltungsmöglichkeit bieten wir unseren Mitgliedern im Jahr rund 25 hochinformative und hochkarätige Veranstaltungen. Durch die kostenlose Teilnahme hat sich der Mitgliedsbeitrag schnell rentiert.
Welches war der größte Erfolg des DVF in seiner dreißigjährigen Geschichte?
Die Gestaltung und Umsetzung der Bahnreform zählt im ersten Drittel der Verkehrsforums-Geschichte, als wir nur die Interessen des Schienenverkehrs vertraten, zu den großen Meilensteinen. Über alle drei Jahrzehnte gesehen gehört es sicherlich zu den Verdiensten des Verkehrsforums, dass die integrierte Verkehrspolitik heute selbstverständlich geworden ist. Vor 30 Jahren herrschte oftmals noch ein Gegeneinander der Verkehrsträger. Heute ist es Allgemeingut, dass LKW, Bahn und Schiff je nach individuellen Stärken einzusetzen sind.
Welche „Dauerbaustelle“ konnte noch nicht abgearbeitet werden?
Die Reform der Infrastrukturfinanzierung hat die Politik noch nicht zufriedenstellend gelöst. Hier brauchen wir nachhaltige Instrumente und Haushaltslinien und vor allem die Einsicht aller Beteiligten, dass Investitionen in Straßen, Schienen, Wasserwege und die Vernetzung von Flughäfen von hoher Bedeutung für Deutschland sind. Erste Erfolge können wir nun erzielen, wenn durch überjährige Budgets ein Schritt zu mehr Planungssicherheit für die Wirtschaft gemacht wird.
Wurde das Gründungsziel erreicht, die Situation der damals defizitären Deutschen Bundesbahn zu verbessern?
Ja auf jeden Fall, die Leistungsfähigkeit der Deutschen Bahn und auch die Kostensituation haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Keine andere ehemalige Staatsbahn in Europa steht so gut da. Natürlich gibt es hier noch viel zu verbessern, insbesondere was die Durchsetzung eines wirklichen freien europäischen Eisenbahnraums betrifft.
Und das heutige Hauptziel, die Bedeutung der Mobilität im Bewusstsein von Politikern und Bürgern zu verankern?
In der Politik konnten wir in den vergangenen Jahren die Bedeutung von Mobilität und Logistik für den Wirtschaftsstandort Deutschland immer mehr verankern. In der Bevölkerung werden die persönlichen Vorteile von Mobilität gerne genutzt. Dass dies in gewissem Maße aber auch mit Einschränkungen wie Lärm oder Flächenverbrauch verbunden sind, wird nicht immer akzeptiert. Hier müssen wir für Verständnis werben.
Das Interview führte der stellvertretende Chefredakteur der VerkehrsRundschau, Andre Kranke
Hintergrund zum DVF:
1984 als „Verkehrsforum Bahn“ von neun Unternehmen – darunter Schenker, BLG und Transfracht – gegründet, ging es vor allem darum, die Situation der defizitären Bundesbahn zu verbessern. 1992 erfolgte die Umbenennung in Deutsches Verkehrsforum und die Ausweitung der Arbeit auf alle Verkehrsträger. Heute zählt das DVF rund 170 Mitgliedsunternehmen.