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ADAC gesteht Manipulationen bei Autopreisvergabe

20.01.2014 10:23 Uhr
ADAC gesteht Manipulationen bei Autopreisvergabe
Der ADAC muss in diesen Tagen gegen einen massiven Imageverlust ankämpfen
© Foto: Picture Allianz/dpa/Andreas Gebert

Erst hatte der Automobilclub noch von Unterstellungen gesprochen und die Kritiker verspottet. Nun muss der große Autoclub klein beigeben.

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München. Eklat beim Autoclub: Der ADAC hat Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel” eingeräumt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei in der Kategorie Lieblingsauto der Deutschen, zu dem der VW Golf gewählt wurde, „geschönt” und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub am Sonntag in München mit. Zuvor hatte der ADAC die Manipulationsvorwürfe als „Unterstellungen” zurückgewiesen.

Michael Ramstetter (60), ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift „Motorwelt”, habe am vergangenen Freitag die Manipulation eingeräumt. Er übernehme „die alleinige persönliche Verantwortung” und habe alle Funktionen beim ADAC niedergelegt. Ramstetter habe sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es weiter in der Pressemitteilung des Vereins. Der 60-Jährige habe bedauert, der Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben.

Ramstetter selbst wollte sich am Sonntag nicht äußern. „Ich werde nichts sagen”, betonte er. Die „Bild am Sonntag” hatte schon vor der Veröffentlichung des Autoclubs über die Folgen für Ramstetter berichtet. Der Auto Club Europa (ACE) bewertete derartige Auszeichnungen für die Automobilbranche als überflüssig und als „aufgeblasene Selbstinszenierung” des ADAC.

Dem ADAC - mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland - droht nun eine massive Vertrauenskrise. Der Automobilclub bemühte sich am Sonntag sofort um Schadensbegrenzung. Bei der Wahl des Lieblingsautos sei nur die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden, aber nicht die Rangfolge der Ergebnisse, wurde betont. Zur Dimension der Zahlenmanipulation machte der ADAC aber weiter keine Angaben.

Erste Berichte über Mauscheleien dementiert

Die „Süddeutsche Zeitung” hatte am vergangenen Dienstag als erstes Blatt über Mauscheleien beim Preis berichtet. Nach ihren Informationen soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34.299 Stimmen genannt.

ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair hatte am vergangenen Donnerstag bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf mit dem „Gelben Engel” vor Gästen noch von „Unterstellungen und Unwahrheiten” gesprochen. Er hatte gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Im übrigen sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: „Mit der packt man den Fisch ein.”

Nun erklärte der ADAC dagegen, unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen Ramstetter hätten Geschäftsführung und Präsidium eine lückenlose interne Prüfung angeordnet und entsprechende Schritte initiiert. Noch vor Abschluss dieser Untersuchung habe Ramstetter am vergangenen Freitag seinen Fehler eingeräumt. Weder die Geschäftsführung noch Präsidium seien zu irgendeinem Zeitpunkt zuvor „über diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl” unterrichtet gewesen.

Die anderen Kategorien bei der Preisvergabe seien von den Vorgängen nicht betroffen, betonte der Autoclub. Er will Vertrauen zurückgewinnen und kündigte an, bis 2015 für die Abstimmung zum Lieblingsauto ein notariell überwachtes Verfahren zu entwickeln, das über jeden Zweifel erhaben sei.

Kritik auch an anderen Tests

Die Manipulationen werfen nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen auch ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des ADAC. „Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen”, sagte Dudenhöffer der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag. „Wenn sie beim Gelben Engel lügen, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen”, betonte er. Im ADAC-System laufe grundsätzlich etwas falsch. Der Autoexperte führt dies unter anderem auf das Fehlen von Kontrollmechanismen in dem Verband zurück. (dpa)

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